Highlife zwischen Mosel und Alzette – Teil 1

Wer mich kennt, wird die folgenden Worte wahrscheinlich mit einem Augenrollen kommentieren, weil es fast schon etwas abgedroschen und Klischeehaft klingt, wenn ich es mal wieder sage, aber: In der Region Trier kann man echt Urlaub machen. Und keine Zeit dafür ist besser als Ende Juni. Die Zeit der Straßenfeste. Und dieses Jahr habe ich glaube ich wirklich keins ausgelassen.

Der Anfang wurde am Abend des 22. Juni in der Hauptstadt des Zwergstaats Luxemburg gemacht. Dort ist der 23. Juni ist Luxemburgs Nationalfeiertag. Das ist nicht etwa irgendein Datum, das mit der Unabhängigkeit zu tun hätte. Die Tradition kommt viel mehr aus dem 18ten Jahrhunderts, an dem schlicht der Geburtstag des Holländischen Königs gefeiert wurde. Dies änderte sich, als der Geburtstag des niederländischen Königs Wilhelm des dritten am 17. Februar sehr nah an den Todestag seines Bruders Alexander wieder fand. Um dieser Pietätlosigkeit zu entgehen, erklärte er, dass ab sofort der Geburtstag seiner Ehefrau, Königin Sophie zum neuen Nationalfeiertag am 17. Juni zu feiern wäre.

Leider hatte auch diese nette Geste nicht zur Folge, dass Sophie vom Oranierkönig zu irgendeinem Nachwuchs hinreißen ließ. Mit der daraus resultierenden Personalunion von 1890 und dem in Luxemburg geltenden Salischen Recht wurde aus Luxemburg so ein Großherzogtum und ihr erster Herzog Adolph von Nassau. Da dessen zweite Frau (die erste war tatsächlich eine Großfürstin aus dem russischen Haus Romanowa) dummerweise am ersten Weihnachtstag geboren wurde, änderte sich dieser Feiertag auch erst wieder mit der Amtszeit von Adolphs zweiter Tochter Charlotte. Da die als resolut (und als Schrecken der jetzigen Großherzogsgemalin Maria Teresa Mestre Batista) bekannte Frau am 23. Januar Geburtstag hatte, erklärte sie, dass im Januar das Wetter zu schlecht wäre und deswegen der Feiertag ein halbes Jahr nach hinten verschoben würde. Da auch in Folge niemand wagte, Charlotte Widerworte zu geben, (offiziell soll das natürlich an Charlottes Sohn Jean gelegen haben, dessen Namenstag ja am 24. Juni wäre) wird bis heute am 23. Juni Charlottes Geburtstag gefeiert. Und wie.

Charlotte von Luxemburg-Nassau

Es gibt da eine Legende, wonach jedem Luxemburger 15 Euro vom Gehalt abgezogen werden, ausschließlich um das Fest zu finanzieren. Es könnte eine Urbane Legende sein, das will ich nicht leugnen. Doch gehen wir mal davon aus, dass es stimmt. Bei knapp 600.000 Einwohnern kommt da also Jahr für Jahr ein ordentliches Sümmchen zusammen. Genau genommen dürfte der Etat sich dann bei rund 8,6 Mio Euro belaufen. Für ein Stadtfest nicht übel. Die Zahl muss nicht stimmen, denn immerhin sind satte 46,7 % aller Luxemburger überhaupt gar keine Luxemburger, sondern sind Migranten – hauptsächlich Portugiesen. Wer weiß, ob diese zur Kasse gebeten werden. Aber auch 4 Mio Euro sind für ein Stadtfest immer noch sehr nett.

Doch sogar wenn es nur eine Legende ist, der durchschnittliche Luxemburger ist unverschämt wohlhabend. So ein Straßenfest zahlen die zur Not aus der Portokasse. Was aber dafür spricht, dass es diese Feiertagsgebühr gibt, wäre das wirklich jeder Luxemburger auch hin geht. Getreu dem Motto „ich habe dafür bezahlt, also schau ich mir an, wo mein Geld hin geflossen ist“. Vor allem geht er dann am Vortag des 22sten Juni hin. Denn am Tag danach kann man ja ausschlafen, dort wird der eigentliche Nationalfeiertag mit einer Militärparade der Luxemburger Armee gefeiert. (Noch einmal zum auf der Zunge zergehen lassen. Eine Militärparade der luxemburgischen Armee… Es wäre zum Lachen, wüsste ich nicht wie unverschämt viel so ein Luxemburger Soldat verdient und wie unverschämt gut trainiert diese Typen sind… )

Luxemburger Armee

Doch bei diesem Fest zeigt sich, wie gut der Luxemburger darin ist, etwas zu planen. Denn die Innenstadt, die für dieses Fest weiträumig gesperrt wird, ist eigentlich schon um Werktags um 2 Uhr nachts zu jeder Zeit für ein Verkehrschaos gut. Doch jetzt, wo die Stadt von offiziell zwischen 200.000 und 250.000 Menschen völlig überfüllt ist, bieten sie kostenlose Shuttlebusse von den kostenlosen Park n Ride plätzen rund um die Stadt verteilt an, wo man fast ungestört im 5-Minutentakt in die Stadt gefahren wird, da der PKW-Verkehr wiederum weitläufig umgeleitet wird. (für die wird die anstehende Fahrt allerdings hart). Aber auch in der Stadt wurde mitgedacht. Wir hatten uns zwar vor der Anreise in der Tankstelle mit Getränken versorgt, da die Standpreise in Luxemburg nochmal eine Spur unverschämter sind als die, die man von den üblichen Standpreisen an Stadtfesten kennt. Doch zu unserer Überraschung hatte die Stadt selbst auch auf die hohen Temperaturen über 30 reagiert und überall in der Stadt kostenlose Trinkwassersäulen aufgestellt, wo man entweder seine Flasche auffüllen oder direkt vom Hahn sich mit Wasser erfrischen konnte. Auch in Puncto Sicherheit war ausreichend gesorgt worden, neben diversen LKW-Sperren war auch die Luxemburger Polizei sehr wohl präsent und wirkte auch gleich entsprechend einschüchternd. So soll es sein.

Polizei Luxemburg

Den feierlaunigen und in der Regel top gestylten Gast* erwarten in der Fußgängerzone nun nicht nur diverse Bühnen mit nicht näher bekannten Bands oder die üblichen Fressbuden. Alle 200 Meter hat ein Restaurant oder eine Kneipe einen DJ geordert, der einen Teil der Straße mit Technobeats füllt und überall scheint die Hölle los zu sein und jugendliche Tanzen auf den Straßen. Generell präsentiert sich Luxemburg an diesem Tag sehr modern – und sehr traditionell zugleich.

*(Der gemeine Luxemburger scheint seinen Nationalfeiertag unverschämt ernst zu nehmen. Die getragene Kleidung wirkte bei fast jedem wie am Vortag gekauft, Make-up und Haare waren auf Top-Niveau bei Frau und Mann. Es war asiatischen Touristen zu verdanken, dass wir uns nicht für die am schlechtesten gekleideten Menschen in der Stadt hielten)

Traditionell, denn: durch die feiernde Menge schlängelt sich gleichzeitig ein Fackelzug. Jeder Verein des Landes, jeder Verband, Pfadfinder wie Busunternehmen, sie alle machen dem Großherzog die Aufwartung. Dieser sitzt mit der kompletten Familie und hohen Würdenträgern des Landes auf einer Tribüne und lässt sich von jedem einzelnen Verein mit einer kleinen Vorführung ihres Könnens belohnen. Das können portugiesische Folkloretänzer sein, Trommlervereine von diversen Jugendclubs, Musikvereine, Traktoren und Fahrradvereine, Trachtenvereine und Victorianische Clubs werfen sich in Schale. Und natürlich darf das traditionell von der Brauerei überreichte Bier an Herzog Henri von Luxemburg-Nassau nicht fehlen. Und sie alle haben Fackeln. Vor allem die Pfadfinder. Jedes Jahr aufs Neue fragt man sich an der Stelle, ob Luxemburg vielleicht mehr Pfadfinder als Einwohner hat.

Pfadfinder Luxemburg

Sobald dieser Zug traditionell mit dem Spielen der Nationalhymne beendet ist, geht die ganze Stadt an den Rand einer Schlucht, die in Luxemburg mitten durch die Innenstadt führt. Die einzige Brücke weit und breit über die Schlucht, auch die einzige, die die Innenstadt noch mit dem Bahnhof verbindet, wird gesperrt, denn von dort startet danach ein unverschämt großes Feuerwerk. Das Feuerwerk besteht dabei nicht nur aus 17 Minuten Dauerfeuer. Allein von der Anzahl der Explosionen startet man in Luxemburg etwa damit, was sonst auf regionalen Feuerwerken das Finale darstellt. Die besagte Brücke flankieren sogar zwei große Kräne, die mit einem Kabel verbunden sind – normalerweise wird hier während des Feuerwerks eine Wand aus Funken die Brücke herunter geregnet gelassen. Dieses Jahr musste man wegen der großen Trockenheit der letzten Wochen ausnahmsweise darauf verzichten. Nicht aber auf Explosionen in Smiley oder Herzchenform.

Und als wäre das nicht genug – normalerweise wird die Klippe während des Feuerwerks mit eigens dafür komponierten, modernen Sounds beschallt, bei der jeder Tusch zu einer passenden Explosion am Himmel passen soll. Dieses Jahr haben sie noch einmal einen drauf gesetzt, in dem sie die Luxemburger Philharmonie auf eine Bühne gesetzt haben und das Feuerwerk mit Livemusik untermalt haben. So erklangen klassische Stücke wie „also sprach Zarathustra“, „Bolero“ oder auch Stücke aus dem Harry Potter Soundtrack durch die Stadt, während direkt darüber der Himmel in Flammen stand. 17 Minuten lang.

Von dort aus geht es für die meisten dann zurück in die Stadt zum Feiern. Ich persönlich fahre meistens nach Hause, so auch dieses mal. Das war wie immer schnell erledigt, der 4-sprachige Busfahrer (er sprach Französisch, deutsch, Luxemburgisch und englisch mit den Gästen. Ja. Damit wird man in Luxemburg BUSFAHRER) konnte einem genau erklären, wo man auszusteigen hatte und keine dreiviertel Stunde nach Ende des Feuerwerks war man bereits wieder zuhause in Trier angekommen. Kein Stau – nichts.

Nächstes Jahr fällt der Luxemburger Nationalfeiertag auch noch auf einen Freitag. Bei gutem wetter werden dort also sicher noch einmal mehr Leute unterwegs sein. Und ich, sofern alles klappt ziemlich sicher wieder auch. Vor allem, weil es eine hohe Wahrscheinlichkeit gibt, dass auch dann der luxemburger Nationalfeiertag mit dem gleich nächsten erwähnenswerten Straßenfest zusammen fällt – dem Trierer Altstadtfest. Wie ich meine Zeit dort verbracht habe und wieso mich schon Montags danach der Weg wieder nach Luxemburg bringen sollte, erfahrt ihr dann im nächsten Blogartikel.

Euer Dannimax

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