Nachdem wir nun zweimal in Folge eine Liga der AFC abgeklappert haben, wird es Zeit, zurück in die NFC zu gehen. Und weil ich zuletzt im Westen war, bleibe ich gleich da und nehme mir nun einmal die NFC West vor. Auch weil dort ein weiteres Franchise spielt, dass wir am Sonntag zu sehen bekommen. Die Rede ist von der Legion of Boom. Den Seatle Seahawks.
Team: Seattle Seahawks
Farben: Marineblau, Hellgrün, weiß, Wolfsgrau
Stadt: Seattle Washington
Spielort: Century Link Field (72.000 Plätze)
Erfolge: Superbowlsieger 2013, 3-Facher Conference-Sieger (2005, 2013, 2014), 10-Facher Divisionsieger.
Die Hawks sind derzeit wohl einer der beliebtesten Mannschaften in Deutschland. Dort hat der Meister aus dem Jahr 2013 eine große Fanbase gewonnen, was sicher vor allem an ihrer Spielweise und an ihrer Coolnes lag. Dabei sind die Seahawks ein vergleichsweise junges Team, erst seit 1976 sind sie überhaupt ein Teil der NFL. Dafür sind die saure-Gurken-Zeiten aber meist kurz geblieben. Im Zeitraum von 1989 bis 2002 gelang tatsächlich nur eine Playoffqualifikation, aber seitdem sind sie fast jedes Jahr festes Mitglied der Playoffs. Viele wissen auch nicht, dass der Franchise heute auch sehr gut Los Angeles Seahawks hätten heißen können. Wer allerdings glaubt, dass der damalige Besitzer aus Liebe zur Stadt oder den Fans sich gegen den Umzug entschieden hätte, der irrt. Der damalige Besitzer Ken Behring wollte aus einem noch 9 Jahre laufenden Vertrag mit dem Stadion einfach so raus mit der Begründung, das damalige Stadion wäre nicht Erdbebensicher. Im Zuge dessen hatte er bereits die Büros der Seahawks nach Anaheim umziehen lassen. Es waren juristen, die ihm einen Strich durch die Rechnung machten. Statt also 9 weitere Jahre im kalten Seattle zu hocken, verkaufte Behring den Club und fand mit Paul Allen, einem Gründer von Microsoft einen dankbaren und wohlhabenden Abnehmer. Der baute daraufhin einfach in Seattle ein neues Stadion. Das Century Link Field, dass dann ab 2002 Heimstätte des Clubs wurde. Und tatsächlich ging es mit dem neuen Stadion aufwärts für die Hawks. Auch, weil die Architektur es begünstigt, dass die Seattle-Fans äußerst laut sind. So wurde das CenturyLink field zur wahren Festung.
Nach einer Phase, in der die Seahawks zunächst während den Ligaphasen erfolgreich waren, dann aber in den Playoffs teils unerklärliche Niederlagen kassierten und einer weiteren Phase, in der es sportlich eher nicht so gut lief, stieg der Stern der Seahawks dann 2010 mit der Verpflichtung des jungen Trainers Pete Caroll wieder steil auf. Er krempelte das Team ordentlich um und tätigte insgesamt 284 Transfers im ersten Jahr. Tatsächlich erreichten sie so auch die Playoffs, wenngleich aber auch nur, weil in dem Jahr die komplette NFC West geradezu erbärmlich spielte. So langte sogar eine negative Spielbilanz zum Einzug in Playoffs, zum ersten mal in der Geschichte der NFL. Alle anderen waren einfach noch schlechter. Dennoch waren sie gut genug, um im Wildcardgame den amtierenden Meister aus New Orleans aus dem Rennen zu werfen. Vor allem auch wegen einem Mann, den sie frisch aus Buffallo getradet hatten. Den schon früher mal erwähnten Marshawn Lynch. Dieser machte sich in diesem Spiel vor allem wegen dem sogenannten „Beast Quake“ berühmt. Schaut einfach selbst…
2012 stieß dann auch noch der junge Russel Wilson zum Team dazu. Ein drittrundenpick, an Stelle 75 war Wilson eigentlich nur als Backup für den frisch aus Green Bay gekommenen Matt Flynn gedacht. Doch wider erwarten war Russel Wilson einfach zu gut. Man musste ihn spielen lassen. Und er zahlte es mit einigen Rekorden zurück, so auch den Rekord von 385 Yards in einem Spiel für einen Rookie-Quarterback. Zum Vergleich, den Rekord hielt bisher Sammy Baugh aus dem Jahr 1937 mit gerade mal 335 Yards. Im Folgejahr wurde dann auch noch die Verteidigung perfektioniert. Mit Leuten wie Cliff Avril, Michael Bennett, Interception-Ungeheuer Richard Sherman oder Earl Thomas wurde die Secondary zur reinsten Hölle für den Gegner. Die Defence erhielt ihren eigenen Namen. Die „Legion of Boom“. Und gewann als solche den Supberbowl. Und wäre fast das erste Team seit 2005 geworden, dass den Superbowl zwei Saisons in Folge gewonnen hätte. Daraus wurde aber eine Tragödie.
Das Spiel bis zum Schluss ausgeglichen. Vor allem zu Ende war das Spielprinzip der Hawks deutlich. Wilson gibt den Ball auf Lynch, die Patriots bekommen ihn nicht gestopt, er bringt das Team nach vorne. So standen wenige Sekunden vor Schluss die Hawks nur einen Yard vor der Patriots Endzone. Das war so in etwa der Schnitt, den Lynch auch pro Lauf erzielte. Es war also klar – die machen das jetzt noch einmal, Lynch setzt den Touchdown, Sieg, aus die Maus. Bis heute weiß niemand, was in Pete Caroll gefahren ist, als er meinte „haha, wir narren die jetzt, wir werfen einen Kurzpass.“ Malcom Butler fing den Ball dummerweise ab, Interception und in der Tat aus die Maus. Nur, dass nun die Patriots ein eigentlich verlorenes Spiel auf einmal doch gewannen.
Entsprechend hart wurde die Folgesaison. Lynch war beleidigt, den Ball nicht bekommen zu haben und gab einige Verletzungen an, sodass er nur auf wenig Einsatz bekam und den auch recht unmotiviert bestritt. Danach beendete er eigenmächtig seine Karriere und postete Urlaubsbilder aus Ägypten, die ihn beim Kamelreiten zeigten, während die Seahawks ihre Spiele verrichteten. Seine Vertretung, Thomas Rawls ließ Lynch tatsächlich vergessen machen, bis er sich das Bein brach. Und weil das Spiel der Hawks sehr Laufintensiv ist, war in der Folgesaison der Superbowl nicht mehr zu erreichen. Und auch in der jüngsten Saison traten die Seahawks nicht mehr so dominant auf und hatten mit einigen Verletzungen zu kämpfen.
In dieser Saison soll das nun alles wieder besser werden. Die Vorbereitung lief zugegeben etwas merkwürdig, denn immer wieder kam es zu Gerüchten einer schlechten Stimmung im Team, die sich vor allem gegen den Trainer gerichtet haben sollen. Doch offiziell dementieren die betroffenen Spieler natürlich und scheinen das mit einer bemerkenswerten Frühform auch zu untermauern. Wenngleich es innerhalb des Teams in den letzten Jahren seit dem Superbowl einige Veränderungen gab, sind derzeit zumindest alle Spieler fit und so sind die Seahawks wohl wirklich wieder ein heißer Anwärter auf den Superbowl. Ihre beiden Wide Receiver Doug Baldwin und Tyler Lockett sind Weltklasse Passempfänger und neben Thomas Rawls haben sie sich aus Greenbay noch „Fat“ Eddie Lacy als Running Back dazu geholt. In der Legion of Boom sind ihnen Michael Bennett, Kam Chancellor und Richard Sherman sowie Earl Thomas geblieben, was wieder für eine Beinharte Passverteidigung spricht. Und wenn sie jetzt noch einen anderen Kicker als Blair Walsh hätten… Aber das ist eine andere Geschichte, die sie vor allem in Minnesota bei den Vikings noch mit großem Entsetzen erzählen.
Team: Los Angeles Rams
Farben: Blau, Gold, Weiß
Stadt: Los Angeles, Kalifornien
Spielort: Los Angeles Memorial Coliseum (93.607 Plätze)
Erfolge: Superbowlsieger 1999, 6-Facher Conference-Sieger, 15-Maliger Divisionsieger.
Wenn wir schon von Umzügen nach Los Angeles reden, ist es nur logisch, sich als nächstes die Los Angeles Rams genauer anzusehen. Das heißt… eigentlich die St. Louis Rams, da sie von 1995 bis 2015 noch dort spielten. Aber doch eigentlich die Los Angeles Rams, weil sie immerhin von 1946 bis 1994 schon einmal in Los Angeles spielten. Was auch eigentlich lang genug ist, um sie als „von dort“ zu bezeichnen. Nach hause gekehrt sind sie allerdings auch nicht so richtig, da sie von 1936 bis 1945 die Cleveland Rams waren. Aber ich denke, da kann man mal ein Auge zudrücken. Das Stadion, in dem sie derzeit noch spielen müssen, ist tatsächlich noch älter. Gebaut im Jahre 1921 ist es eins der wenigen Stadien, bei denen noch auf Naturrasen gespielt wird. Es beheimatete schon die Olympischen Spiele 1932 und 1984. Und jetzt eben die Rams. Ein Team, das schon seit einiger Zeit eher mäßig ist.
Natürlich, für die meisten Teams ist es über die Jahre hinweg betrachtet immer ein Auf und Ab. In den 70ern war es scheinbar zumindest sicher, dass die Rams die Playoffs erreichen und dort dann früh ausscheiden. Die 90er waren eine geradezu erbärmliche saure Gurkenzeit, was auch den Umzug nach St. Louis erklärte. Und um den Jahrtausendwechsel fand man sie wiederum zweimal im Superbowl, bevor sie seit 2004 Playofftechnisch wieder komplett von der Landschaft verschwunden sind.
Wenigstens ihre erste Playoff-Teilnahme war aber eine wunderschöne Cinderella-Story. Im Vergleich zum zweiten, die ein für vor allem für die Patriots sehr übliches, gewohntes Bild abgab – sie gewannen wenige Sekunden vor Schluss. Durch ein Fieldgoal. Aber der Superbowl 1999 war wirklich etwas besonderes. Dort spielten sie gegen die Tennessee Titans, die wir zuvor ja bereits kennen gelernt haben. Bis zwei Minuten vor Schluss stand es noch 16:16, als Isaac Bruce die Rams mit einem phänomenalen 73-Yards-Touchdown in Führung brachte. Im folgenden letzten Angriff Tennessees kam es dann zu dieser „one-yard-short“-Geschichte, die wir ja schon kennen. So aber ging der Superbowl an Kurt Warner. Und der hatten ihn nun wirklich verdient. Denn Kurt Warner kam von ganz unten.
Als er sich 1994 zum Draft aufstellen ließ, wollte ihn erst keiner. Ganze zwei Jahre musste er sich mit Hallenfootball der AFL begnügen, wo seine Heimat die Iowa Barnstormers waren. 1998 dann ging es wenigstens nach Europa zur damals spielenden NFL Europe. Ein Jahr spielte er dort bei den Amsterdam Admirals, bis die Rams ihn dann als dritten Quarterback verpflichteten. Ein Jahr später war er erneut nur die Nr. 2 hinter Trent Green. Und hätte der sich nicht verletzt, hätte Kurz Warner wohl nur noch zugesehen. Doch auf einmal lieferte Kurz Warner. Und führte die Rams so in ungewohnte Regionen. Den Superbowl. Dort warf er den Ball über 414 Yards und stellte einen Super-Bowl-Rekord auf. An seiner Seite war zudem noch Running Back Marshall Faulk, einer der besten seiner Zunft, bis er aufs Cover des Madden Computerspiels kam. Bekanntlich ein Fluch, denn die meisten Spieler, die auf diesem Cover zu sehen waren, verletzten sich kurz danach, mussten ihre Karrieren beenden oder gerieten in ein riesiges Formtief. So auch Faulk. „An der Stelle sei erwähnt, dass aktuell Tom Brady das Cover des Madden Computerspiels ziert…“
Da man NFL auch mit „Not for Long“ abkürzt, war es auch mit Kurt Warner bald geschehen. Nach dem Superbowl kam er auf das Cover des Madden Computerspiels. Prompt ging es abwärts. In den Saisons 2003 und 2004 war er die meiste Zeit verletzt und wurde dann zu den Giants getradet, wo er bald seinen Platz an Eli Manning verlor. Ein Jahr Später spielte er bereits bei den Cardinals und auch da erlitt er wieder eine Verletzung. Und dennoch war Warner nicht tot zu kriegen und tatsächlich spielte er 2008 seinen dritten Superbowl… den er aber auch verlor.
Die Rams derweil konnten sich Playoffspiele mit Kurz Warner seitdem nur noch im Fernsehn anschauen. Und das bis heute. Vermutlich wird bis 2019, wenn die Rams aus dieser alten Mühle in das dann fertig gebaute neue Stadion in Inglewood umziehen auch so bleiben. Ihr Aktueller Quarterback ist Jared Geoff. Den hatten sie im letzten Jahr als NR. 1 Pic gedraftet, in der Hoffnung, dass er eines Tages das Franchise wird führen können. Ein Local boy aus Kalifornien. Die Fans würden ihn lieben. Aber so richtig überzeugend eingeschlagen hat Geoff bis heute nicht. Wie aber auch bei dem Team. Es fehlt an großen Stars, sieht man mal von Running Back Todd Gurley ab. Der hatte in seiner Rookiesaison 2015 gleich mal 1100 Yards aufs Feld gebracht und sein Talent gezeigt. Aber schon im Jahr danach war die Leistung deutlich bescheidener und man kann gespannt sein, welcher der beiden Leistungen der Vorjahre nun ein Ausrutscher war. Der von den Bills verpflichtete Sammy Watkins könnte etwas Niveau in den Angriff bringen, allerdings ist er verletzungsanfällig. Auch Tavon Austin mag ein Pro Bowler sein, viele Yards hatte er in der Saison nicht unbedingt. Und auch im Draft konnte man nicht so richtig angreifen, da durch Verhandlungen der Vergangenheit man erst in Runde 2 überhaupt seinen ersten Pick machen konnte. So deutet vieles darauf hin, dass auch in diesem Jahr die Rams wohl eher nicht von sich reden lassen werden.
Team: Arizona Cardinals
Farben: Kardinalrot, Weiß, Schwarz
Stadt: Glendale, Phoenix, Arizona
Spielort: University of Phoenix Stadium (63.400 Plätze)
Erfolge: NFL-Gewinner 1925 und 1947, immerhin ein Conference-Sieg 2008 und 6 Division-Siege.
Wenn wir schon bei Kurt Warner und dem Superbowl 2008 angekommen sind, ist es an der Stelle durchaus fair, sich nun mal the Big Red genauer anzuschauen. Schaut man auf die Anzahl der Playoffteilnahmen der letzten Jahre, könnte man auch fast glauben, dass man es mit einem der guten zu tun hat. 2008, 2009, 2014 und 2015 nahmen sie dort teils recht erfolgreich teil. Aber davor…
Man kann bei den Cards weit zurück blicken. Sie waren schon der Morgan Athletic Club im Jahre 1898, nannten sich dann für zwei Jahre Racine Normals, dann ab 1901 zum ersten mal Racine Cardinals, waren ab 1920 die Chicago Cardinals, dann ab 1960 die St. Louis Cardinals und ab 1988 die Phoenix Cardinals, bis sie sich 1994 noch einmal in die Arizona Cardinals umbenannten. Auffällig. Teilnahmen an den Playoffs in den 50ern, 60ern, 70ern, 80ern und 90ern sucht man fast vergebens. 4 Playoff-Teilnahmen in 37 Jahren. Was für Gurken…
Das gilt sogar für ihre Fast-Meister-Saison 2008. Zunächst konnten sie die ersten sieben ihrer 10 Spiele gewinnen, verloren dann aber die letzten 4 der verbleibenden 6 Spiele, darunter eins mit 47-7 gegen die Patriots. Am Ende schlossen sie die Liga mit einem 9-7 ab und ergatterten so den quasi aller letzten Spot in die Playoffs. Sprich, es gab ausreichend andere Teams, die noch schlechter waren. Aber normalerweise langt so etwas nicht. Dann fing aber der inzwischen 37-Jährige Kurt Warner an zu zaubern. Und mit ihm an seiner Seite Larry Fitzgerald, der verlässliche und effektive Wide Receiver. So gelangen den Birds Sensationssieg nach Sensationssieg, bis im Finale dann die Pittsburgh Steelers mit ihrem neuen Quarterback „Big“ Ben Roethlisberger doch eine Nummer zu groß war.
Natürlich fiel man nach dieser Wundersaison schnell wieder zurück in die Mittelklasse. So übernahm ab 2013 Bruce Arians das Ruder als neuer Cheftrainer. Und gleich in seinem ersten Jahr verdoppelte er die Siegquote seines Teams. Auch dank des neuen Quarterbacks Carson Palmer. Im Jahr 2015 dann gingen sie tatsächlich als einer der großen Favoriten in die Playoffs, hatten sie doch eine grandiose Saison mit 13 Siegen gegenüber nur drei Niederlagen erspielt. Im Halbfinale aber trafen sie auf die unschlagbar wirkenden Carolina Panthers mit ihrem neuen Superstar Cam Newton. Und wurden mit 15:49 fürchterlich deutlich nach Hause geschickt. Das brach scheinbar die Moral der Cardinals, denn in der letzten Saison wurden sie eigentlich als Favorit gehandelt, verfehlten aber völlig überraschend die Playoffs.
Das heißt aber auch, dass die Qualität für gute Spiele bei den Cardinals durchaus noch vorhanden ist. Carson Palmer ist inzwischen 37 und das Alter nagt inzwischen an ihm. Aber tatsächlich hat er immernoch Larry Fitzgerald an seiner Seite. Der ist inzwischen auch schon 34, hat aber dennoch in den letzten beiden Saisons über 1000 Yards erlaufen. Die ganz große Lebensversicherung ist aber ihr Running Back, David Johnson. Man kann es gar nicht glauben, aber der ist noch fast ein Rookie, spielte letzte Saison erst seine zweite überhaupt. Erreichte da aber unglaubliche 1239 Yards und erzielte 20 Touchdowns für sein Team. Eine echte Waffe also und auch endlich ein Spieler, der im unvermeidbar bevorstehenden Generationenwechsel nicht akut mit der Rente droht. Ebenso geht Ex-Patriot Chandler Jones nun in seine zweite Saison für die Cardinals als Chef der Defence, ein Spieler, in den man sicher noch einige Jahre seine Hoffnungen stecken kann. So bleibt es letztendlich abzuwarten, ob die Cardinals an ihre Leistung von vor zwei Jahren wieder anknüpfen kann oder sie den Weg allen normalen in Arizona gehen. Fest steht – viel Zeit bleibt ihnen nicht mehr. Denn gerade auf der Position des Quarterbacks sind Drew Stanton und Blaine Gabbert garantiert nicht die Personen, die solch ein Franchise auf ihren Schultern tragen kann. Und wieder kommt einem auf einmal die gute Quarterbacksituation im nächsten Draft in den Sinn.
Team: San Francisco 49ers
Farben: Rot, Gold, Schwarz, Weiß
Stadt: San Francisco, Kalifornien
Spielort: Levi’s Stadium (75.000 Plätze)
Erfolge: 5-Facher Superbowlsieger (1981, 1984, 1988, 1989, 1994), 6-Facher Conference-sieger, 19-Facher Division-Sieger.
Wo wir schon beim Thema Quarterbacks sind, ist der Schritt zu den San Francisco 49ers nicht weit weg. DAS Team der 80er und 90er. Was zu diesen Zeiten die Chicago Bulls im Basketball waren, waren die Bay Bombers im American Football. An erster Stelle dabei der beste Quarterback aller Zeiten. Joe Montana. Sein Karriere-Quarterbackrating lag am Ende bei 92,3 auch heute noch der zweithöchste aller Zeiten, tatsächlich nur getoppt von seinem Nachfolger Steve Young. Dazu 3409 vollständige Pässe bei 5391 Versuchen für mehr als 40.000 Yards. Selbst Tom Brady, den viele als den größten aller Zeiten betiteln sagt selbst, dass Joe Montana der größte aller Zeiten sei, denn während Brady ein Umfeld hatte, dass ihn so gut werden ließ, hatte Montana nur seinen Arm. Und wusste damit umzugehen. Doch nicht nur die Quarterbacks schrieben bei diesen 40ers ihre modernen Märchen. Hier spielten auch Legenden wie Jerry Rice, Charles Haley oder Ronnie Lott. Alles Leute, deren Taten auf dem Feld die Massen für Jahre reden ließ. Und ja… wenn man von Quarterbacks bei den 49ers spricht, dann muss man auch über ihn reden. Colin Kaepernick. Über das dreckige Spiel mit Colin Kaepernick.
Man muss es klar so sagen. Die letzten 15 Jahre meinten es nicht ganz so gut mit den 49ers. Nach dem Ruhestand von Steve Young kam lange Zeit nichts wirkliches nach und so reichte es auch lange Zeit nicht mehr für die Playoffs. Nur zwischen 2011 und 2013 gelang ihnen noch der Einzug in die Riege der besten 12. Damaliger Quarterback war Alex Smith, den wir inzwischen ja von den Kansas City Chiefs kennen. Dieser verletzte sich 2012 und so durfte der junge Colin Kaepernick aufs Feld und führte das Team mit grandiosen Leistungen bis in den Superbowl. Dort holte man gegen die Baltimore Ravens sogar einen 6:28-Rückstand auf, unterlag am Ende aber dennoch knapp mit 31:34.
Von da an ging es irgendwie Bergab. Man zerstritt sich mit dem Headcoach Jim Harbaugh und setzte auf Jim Tomsula. Unter ihm verkündeten gleich vier Leute ihr Karriereende und auch wichtige Stützen wie Frank Gore verließen das Franchise. Die Saison verlief entsprechend lausig und so musste auch bald Jim Tomsula den Stuhl für Chip Kelly räumen, der auch gerade mal ein Jahr durchielt, bevor nun Kyle Shanahan diesen scheinbar untrainierbaren Haufen führen durfte. Die aktuelle Saison wird vermutlich nicht viel besser, Brian Hoyer ist als Quarterback nicht gerade eine Wucht, aus Washington gekommen darf sich Pierre Garcon zumindest etwas Talent attestieren lassen. Und Running Back Carlos Hyde hat sich ebenfalls in der Vergangenheit mit guten Leistungen empfohlen. Auch in der Abwehr sind mit den Rookies bzw. Ex-Rookies DeForest Buckner, Solomon Thomas und Reuben Forster inzwischen gute Leute hinten drin. Aber für ein Team, dass im Vorjahr noch eine fürchterliche Sieg-Niederlagen Bilanz von 2-14 aufwies nun auf einmal in die Playoffs zu führen, wird das garantiert nicht reichen.
Inzwischen kein Bestandteil dieser Mannschaft ist… Colin Kaepernick. Der wurde zunächst mit einem enormen Millionen Dollar Vertrag ausgestattet und wurde zusehends mittelmäßiger. 2013 warf er bereits 21 Interceptions, ließ 2014 erneut 19 weitere folgen. In den Jahren 2015 und 2016 gewannen die 49ers gerade mal drei Spiele. Da hatten sie Kaepernick aber längst auf die Bank verbannt. Der Quarterback fiel jedoch durcheine ganz andere Sache auf.
Kaepernick ist Menschenrechtler. Und im Zuge der Black lives matter Bewegung wollte er für einen besseren Umgang mit den Afroamerikanern protestieren. Sein Mittel dazu – Beim Spielen der Nationalhymne ging er symbolisch aufs Knie. Und sagte, er wolle das so lange machen, bis sich die Situation der Schwarzen in den USA gebessert habe. Als Statement gegen Polizeiwillkür und Rassismus. In Deutschland wäre Kaepernick ein gefeierter Held gewesen und sie hätten ihn mit Orden und Preisen überschüttet. Kaepernick hingegen ruinierte damit seine Karriere.
2016 erreichte Kaepernicks Vertrag einen Status, in dem man ihn endlich entlassen konnte, ohne dabei noch einmal horrende Summen als Abfindung zahlen zu müssen. Zuvor musste man ihn tatsächlich nochmal aufs Feld lassen, da Blain Gabbert sich auch wahrlich nicht als Offenbarung präsentierte. Und tatsächlich zeigte Kaepernick, dass er durchaus nicht alles verlernt hatte. In einem erbärmlich schlechten Team war er tatsächlich einer der Glanzlichter, wenngleich er nicht verhindern konnte, dass bis auf ein Spiel alle verloren gingen. Dennoch. Alle sprachen nur vom Kniefall. Und die meisten tobten vor Wut. Colin würde das Ansehen der Flagge mit seinem Protest beschmutzen, er wäre unpatriotisch, er hätte das falsche Medium für seinen Protest gewählt. Es entstand eine verblüffende Alibi-Diskussion um seine Person. Was zur Folge hatte, dass die 49ers nun einfach froh war, ihn los zu werden.
Kaepernick zeigte jedoch genügend Können und Talent, um in irgend einem anderen Verein unterzukommen. Dummerweise machte ihn Donald Trump zum Wahlkampfthema. Und Trump machte Kaepernick klar, dass es unter ihm für Typen wie den Jungen aus Milwaukee keinen Platz gäbe. Da so ziemlich jeder Besitzer eines NFL-Teams blühender Verehrer der Republikaner ist, wurde Kaepernick damit zum heißen Eisen, dass niemand auch nur mit der Kneifzange anpacken wollte. Man will sich ja nicht mit dem Präsidenten anlegen. Weil der Quarterback auf der anderen Seite zu gut und zu teuer ist, um ihn irgendwo auf die Reservebank zu setzen, ist Colin bis heute arbeitslos. Und er muss dabei zusehen, wie andere Clubs, die aus Verletzungsgründen heraus einen neuen Quarterback brauchen Jay Cutler reaktivieren oder Brock Osweiler einkaufen. Und das alles, weil er für die Rechte der schwachen und unterdrückten eingetreten ist. Ein mehr als trauriger Beweis dessen, wie problematisch die politische Situation in den USA unter Trump inzwischen ist. Wenngleich hinzu kommt, dass wohl auch seine aktuelle Freundin nicht sonderlich hilfreich ist. Denn fast wäre er in Baltimore bei den Ravens untergekommen, wenn seine Frau nicht vor lauter Freude vorab ein Bild des dortigen Trainers gepostet hätte, dass ihn mit einem Sklavenjäger verglichen hätte.
Da war auch der Job schon wieder futsch. Dennoch. Man kann nur hoffen, dass er bald wieder irgendwo an den Ball darf. Weil auch die USA solche Symbolträger einfach braucht. Und hoffentlich auch bald erkennen wird, wie wichtig solche Menschen für andere sind.