Who is Who in der NFL – Episode 8: Die NFC South

Und damit sind wir nun auch schon bei der letzten Division der NFL angekommen. Und wie ich finde einer der interessantesten. Pünktlich zum Spielbeginn um 19 Uhr kann jetzt hoffentlich jeder gut vorbereitet in die nächsten 22 Wochen bis Februar gehen. Denn hier ist sie. Die NFC South

Team: Carolina Panthers
Farben: Schwarz, Panther-Blau, Silber, Weiß
Stadt: Charlotte, North Carolina
Spielort: Bank of America-Stadium /73.504 Plätze)
Erfolge: 2maliger Conference-Sieger. 6-Facher Divisionsieger

Willkommen in Cam Newtons Haus. Carolina ist ebenfalls einer der jüngeren Vereine der NFL, erst seit 1995 sind sie ein Teil der Liga. Doch von da an gleich sehr erfolgreich. Schon 1996 qualifizierte man sich das erste mal sogar als Divisionsieger für die Playoffs. Seit 2003 haben sie gleich sechs mal an den Playoffs teil genommen und standen zweimal im Superbowl, 2003 und 2015. Doch beide male konnten die Cardiac Cats die Vince Lombardi-Trophy nicht in die Höhe strecken. Beim ersten mal waren es natürlich die Patriots, die etwas dagegen hatten und beim zweiten mal natürlich Peyton Manning. Die NFL bleibt sich da treu. Klingt dennoch auf den ersten Blick nach einem echten Erfolgsteam, es gab aber auch Saisons wie die 2001, als man von 16 Spielen gerade einmal eins gewinnen konnte. Es ist in der Tat ein sehr schnelles auf und ab in Carolina.

Das kann manchmal auch ein Segen sein. Auch 2010 waren die Panthers mal wieder schlechter als alle anderen. So erhielten sie zumindest den Nr. 1 Draft und tradeten so den Quarterback Cam Newton. Ein echter Showman. Ausserhalb des Platzes durch extravaganz vor allem in Puncto Hutmoden bekannt, zeigte er auch auf dem Platz nur allzu gerne seine Extrovertiertheit. Es ist unter Quarterbacks recht unüblich, seine Touchdowns ausgiebig zu feiern. Nicht so bei Newton. Seine Supermann-Geste, bei der er so tut, als würde er seine Brust entblößen, um darunter das Superman-Emblem zu zeigen ist schon fast so etwas wie ein Trademark. Ebenso Dab’t er ständig. Seine Wurf- wie auch Laufqualitäten geben ihm sehr häufig Grund genug zum feiern. Mit diesem affektierten Verhalten macht er sich allerdings auch nicht nur Freunde und so halten ihn viele für einen blasierten Fatzke. Vermutlich ist er das auch. Aber herje, kann der Mann Football spielen… wenn er denn will.

2015 wollte er es auf jeden Fall. Das Team um Head Coach Ron Rivera fuhr eine 15-1 Bilanz auf und qualifizierte sich mit Pauken und Trompeten für die Playoffs. Die Panthers feuerten ein Offensivfeuerwerk ab, dass man in der NFL in der Form schon lange nicht mehr gesehen hatte. Newton warf 35 Touchdowns und erlief noch einmal 10 weitere, insgesamt erlief er unglaubliche 636 Yards selbst –für einen Quarterback höchst ungewöhnlich. Running Back Jonathan Stewart erzielte zudem fast 1000 weitere Yards. Tight End Greg Olsen erlief sogar 1100 Yards. Letztendlich erzielte das Team 54 Touchdowns in einer Saison. Und damit hinten der Laden dicht blieb hatten sie mit Luke Kuechly und Thomas Davis zwei furchterregende Maschinen im Backfield. Entsprechend sahen auch die Playoffs aus. 31:24 gegen Seattles Legion of Boom, 49:15 gegen die bis dahin so überragenden Cardinals. Was sollte da im Superbowl schon schief gehen. Kurze Antwort – Die Broncos-Defence. Und ein einziger Touchdown von Peyton Manning.

Das unvorstellbare war geschehen. Carolina verlor diesen Superbowl mit 10:24. Und es folgte, was so oft in Carolina geschah. Ein rasanter Absturz. In der Folgesaison war die Mannschaft nicht wieder zu erkennen. Nicht nur Newton wirkte unmotiviert und plagte sich zudem mit Verletzungen herum. (Unter anderem einer Gehirnerschütterung, weil er beim Versuch einen Touchdown zu erlaufen trotz besserer Optionen einfach mal Kopf voran in ein Tackle gehen wollte.) Am Ende lieferte man eine erschreckende 6-10 Bilanz ab und verpasste krachend die Playoffs als Tabellenletzter der AFC South.

Für dieses Jahr erwartet man die Panthers nun eigentlich wieder aus ihrem Formloch zurück. Newton steht sein Tight End Greg Olsen weiter zur Verfügung, zudem kann er endlich wieder auf Kelvin Benjamin als Wide Receiver zurück greifen. Jonathan Stewart hat zudem mit dem Rookie Christian McCaffrey ordentlich Konkurrenz auf seiner Position erhalten. Auch in der Abwehr sind ihm Luke Kuechly und Thomas Davis erhalten geblieben. Zudem wurde mit Mike Adams von den Colts ein sehr talentierter Safety verpflichtet. Alles spieler also, die bewiesen haben, dass sie was können. Sie müssen sich nur noch dran erinnern.

Team: Tampa Bay Buccaneers
Farben: Rot, Schwarz, Orange, Weiß
Stadt: Tampa, Florida
Spielort: Raymond James Stadium (65.857 Plätze)
Erfolge: Superbowlsieger 2002, 6-Facher Divisionsieger.

Wir kommen von „sie können es, wir wissen aber nicht, warum sie es nicht tun“ kommen wir nun zu „sie könnten es, wir wissen aber nicht, ob sie es tun.“ Die Experten sind sich einig – dieses Jahr könnte aus Tampa etwas großes kommen. Das Team ist vollgepackt mit Talent. Allen voran ihr noch junger Quarterback Jameis Winston, Nr. 1 Draft Pick der Draft Saison 2015. Dass man bei den Pewter Pirates aber etwas vorsichtig mit solchen Aussagen ist, liegt auch daran, dass die Erfolge dieses Teams doch sehr überschaubar sind. Seit 1976 sind die Bucs Teil der NFL. Zunächst gingen sie auch den üblichen Weg. Erst einmal zwei Jahre Müll (In der ersten Saison nicht ein einziger Sieg, in der Folgesaison gerade mal zwei), dann zwei drei wirklich gute Jahre, in denen sie auch in die Playoffs einzogen… aber dann kam die große Dürre. Tampa stellte wahrlich eigenartige Rekorde auf. 26 Jahre lang gewannen die Bucs kein Spiel, bei dem die Aussentemperatur unter 4 Grad lag. (Was in einer Sportart, die erst Mitte September anfängt wirklich hinderlich ist). Von 1980 bis 1995 konnten sie keins der 27 Spiele gewinnen, die unter freiem Himmel auf Kunstrasen statt fanden. Den ersten Auswärtssieg gegen ein AFC-Team gab es 1993. In den ersten 17 ihrer 21 Saisons verloren sie mindestens 10 Spiele. Tampa war der Inbegriff eines Verlierers. Und fand als solches seinen Einzug in den amerikanischen Sprachgebrauch.

Erst ende der 90er bekamen auch die Buccaneers langsam die Kurve. Von 1997 bis 2007 zog man gleich sieben mal in die Playoffs ein, mit dem Highlight – dem Superbowlsieg im Jahr 2002. Den verdankten sie vor allem ihrer Abwehr um Derrick Brooks und Warren Sapp, welche in dieser Saison jedem Gegner im Schnitt nur 12 Punkte erlaubten. Im Finale kam es dann zum Piratenbowl, als die Buccaneers – übersetzt Freibeuter – gegen die Raiders – übersetzt Seeräuber – ran durften. Der Cup ging mit 48:21 sehr deutlich nach Florida. Sehr zur Freude von Trainer Jon Gruden, welcher zuvor im Streit von eben jenen Raiders nach Tampa wechselte.

Doch seitdem sank der Stern der Buccaneers wieder. Seit 2007 hat der Club die Playoffs nur noch im Fernsehen betrachten können und außer einer rätselhaften multiresistenten Staphylokokken-Infektion, die gleich drei Spieler befiel und zweien die Karriere kostete, gab es nur wenig Schlagzeilen. Doch jetzt ist das Team jung und hungrig. Und vor allem im letzten Draft gerade in der Offensive höchst interessant verstärkt worden. Winston warf in seinen beiden ersten Saisons jeweils außergewöhnliche 4000 Yards, zudem hat er mit Mike Evans einen der besten Wide Receiver der ganzen Liga. Dem steht der zweite Wide Receiver DeSean Jackson derweil in nichts nach. Dieser kommt frisch von den Washington Redskins, wo er mehr als 1000 Yards erlief. Als Tight End wurde zudem in Draftrunde 1 O.J. Howard verpflichtet. Und in der Abwehr sorgen Chris Baker, Gerald McCoy und Vernon Hargreaves für Sicherheit.

Eigentlich haben sie auch noch einen routinierten Running Back mit Doug Martin. Doch ob der nach seiner Sperre wegen Drogenmissbrauchs so schnell nochmal den Weg ins Team zurück findet? Es wird auf jeden Fall spannend, sich die Geschicke dieses jungen Haufens anzusehen. Tatsächlich gewährten in diesem Jahr die Buccs einen so tiefen Einblick wie bei keiner anderen Mannschaft. Denn seit einigen Jahren produziert die NFL die Sendung „Hard Knocks“, bei der man das Alltagsleben eines NFL-Franchises quasi hautnah miterleben kann. In diesem Jahr wurden die Buccaneers begleitet. In 5 Folgen kann man sich diese Sendung über ran.de auch ansehen. Soviel kann ich sagen, sie scheinen in Tampa alle ganz große Fans von „Game of Thrones“ zu sein.

Team: New Orleans Saints
Farben: Schwarz, Gold, Weiß
Stadt: New Orleans, Louisiana
Spielort: Mercedes-Benz Superdome (73.208 Plätze)
Erfolge: Superbowlsieger 2009, 5-Facher Divisionsieger.

Wir hatten jetzt einmal „sie können es, wir wissen aber nicht, warum sie es nicht tun“ und „sie könnten es, wir wissen aber nicht, ob sie es tun.“ Jetzt kommen wir zu „Wir wissen, was sie können, aber wir wissen, dass sie nicht wissen, was sie nicht können.“ Wir sind bei den New Orelans Saints. Ein Team, dass seit 1967 Teil der NFL ist, aber überhaupt erst ende der 80er Jahre bis Anfang der 90er Jahre das Wort Playoff kennen lernen durfte. Und dann auch gleich wieder für viele Jahre vergessen hat. Vorher waren die „heiligen“ wohl wirklich zu brav. In der Tat verdanken die Saints ihrem Namen ihrem Gründungstag am 1. November 1966 (Allerheiligen, in den USA All Saints-day genannt), auch die Gemeinde von New Orleans war tief katholisch. Dass in New Orleans, der Hauptstadt des Jazz, der Song „When the Saints go Marching in“ aus dem Jahr 1929 sich immer noch großer Beliebtheit erfreute, wird ebenso in die Benennung der Mannschaft rein gespielt haben.

So also begannen die Saints ihre lange und erfolglose Reise. Natürlich darf dabei ein Name nicht fehlen, der Name Manning. Diesesmal geht es aber weder um Eli, noch um Peyton Manning. Es geht um Archie Manning, der Vater, welcher das Gesicht der Saints in den 70ern war und tatsächlich noch heute in der Region wohnt. Nur den Erfolg brachte er genau so wenig wie alle, die ihm folgten nach New Orleans. Ihre erste Playoffteilnahme 1987 war auch gleichzeitig die erste Saison überhaupt, in der sie mal mehr als 8 Spiele gewannen. Und direkt in der ersten Runde gab es dann gleich eine 10:44 Klatsche gegen die Vikings. Die Art, sein Gesicht vor Schande zu verdecken, in dem man eine braune Papiertüte über das Gesicht zieht ist tatsächlich in New Orleans erfunden worden. Und oftmals nannte man sie auch die „Aints“. Was so viel heißt wie „sie können es einfach nicht.“

Es ist kaum zu glauben, aber das erste gewonnene Playoffspiel überhaupt feierten die Saints am 30. Dezember 2000. Im Jahr zuvor hatte auch der Besitzer genug von den Saints und feuerte fast die komplette Mannschaft. Und für kurze Zeit schien das neue Team zu funktionieren. Natürlich verloren die Saints das zweite Playoffspiel, dennoch wurden Trainer wie Mannschaft zuhause frenetisch gefeiert. Doch schon in der Folgesaison zeigten die Saints das wohlbekannte Gesicht. Dann kam Hurrikan Katrina. Die Stadt New Orleans liegt unter dem Meeresspiegel und der Sturm ließ die Dämme brechen und flutete die Stadt. Der Superdome wurde als Notlager eingerichtet und alles lag in Trümmern. Auch die Saints mussten ihre Heimspiele in Houston oder Baton Rouge austragen, einmal sogar in New York. An Footballspielen war kaum zu denken und so endete die Saison mit einem fürchterlichen 3-13. Doch es war auch ein Wendepunkt.

Mit dem neuen Coach Sean Payton kam auch ein neuer Quarterback. Für die Saints wohl der Heilsbringer schlechthin Drew Brees. Dazu hatten sie im Draft glück und so spielten für sie bald Mario Williams und Reggie Bush. Auch Roman Harper oder Wide Receiver Marques Colston entpuppten sich als überraschend talentiert. Vor allem aber hatten sie auf Grund der Verwüstungen Katrinas gefühlt die ganzen vereinigten Staaten hinter sich. Als sie am 25. September 2006 endlich wieder in ihr eigenes Stadion zurück kehren konnten, spielten dazu U2 und Green Day gemeinsam und sangen „The Saints are Coming), George Bush Sr. Führte den Münzwurf aus. Es war ein großes Fest für die gebeutelten Louisianer. Von diesem Schwung getragen gelang ihnen sogar undenkbares. Sie gewannen zwei Playoffspiele und waren nur ein Fieldgoal davon entfernt, tatsächlich in den Superbowl einzuziehen.

Ganz in Saintsmanier dauerte es aber dennoch noch einmal drei Jahre, bis die Saints in die Playoffs einzogen. Dort aber gleich richtig. Am Ende fand ihr Weg in den Superbowl, wo sie ausgerechnet auf die Colts und den Quarterback Peyton Manning trafen. Eigentlich also ein Sohn ihrer Stadt. Eben jener Peyton Manning, der vor einigen Jahren in einem Spiel in New Orleans für die Colts ganze 55 Punkte erzielte. Doch dieses mal hatte der Footballgott ein einsehen. Die Saints gewannen und Drew Brees wurde zum MVP ernannt. Die Siegesparade in ihrer Heimat wurde von 800.000 Leuten begleitet. Was ein Fest.

Natürlich konnten die Saints diesen Erfolg so nicht mehr wiederholen. Aber Drew Brees ist heute noch der Quarterback der Saints. Unglaublich aber wahr, der Texaner hat in den letzten 11 Saisons fünfmal über 5000 (!) Yards Raumgewinn erzielt, die anderen male stets weit mehr als 4000. Es ist unglaublich, wie gut der 38-jährige ist und nicht wenige fragen sich, wie viele Titel Brees wohl hätte holen können, hätte er auch nur einmal bei einem guten Team gespielt. In diesem Jahr sind seine Anspielpositionen vor allem Willie Snead, Zudem haben sie mit Michael Thomas einen zweiten Wide Receiver, der im letzten Jahr 1100 Yards erlief. Auch Coby Fleener gehört zu den besseren Tight Ends der Liga.

Und warum wissen wir nun, was die Saints nicht wissen? Weil die Einkäufe der Saints in dieser Saison äußerst merkwürdig waren. Mit Mark Ingram hatten sie bereits einen Running Back, der 1000 Yards erlaufen hatte. Dazu ging Kult-Fullback John Kun in seine zweite Saison. Zusätzlich verpflichteten sie nun Adrian Peterson, lange Zeit der beste Runningback der ganzen Liga von den Vikings. Und auch der drittrunden-Draft Alvin Kamara scheint als Running Back durchaus hilfreich zu sein. Was läuft also falsch bei den Saints? Es ist die Abwehr. Obwohl Brees 5200 Yards erspielte, obwohl die Offensive gespickt ist mit Waffen, haben sich die Saints nicht für die Playoffs qualifizieren können. Das alles, weil die Abwehr so grottig ist, dass die Spiele dennoch nicht gewonnen werden konnten. Und wenn man sich die Transfers der Saints in der Saisonvorbereitung so ansieht, dann fällt auf, dass sich die Abwehr seitdem eher noch verschlechtert denn verbessert hat. Es scheint, als würde man bei den Saints hoffen, Spiele ab sofort einfach mit 52:48 zu gewinnen statt vielleicht mit einem 21:17. Das kann natürlich nicht funktionieren und von daher werden die Saints vermutlich auch in dieser Saison in Schönheit sterben. In New Orleans will vermutlich niemand den Tag erleben, in denen Drew Brees in Ruhestand geht. Wer solche Fakten nicht erkennt, dem bleibt vielleicht eines Tages auch nur noch die Papiertüte.

Team: Atlanta Falcons
Farben: Rot, Schwarz, Weiß
Stadt: Atlanta, Georgia
Spielort: Merzedes Benz Stadium (75.000 Zuschauer)
Erfolge: Zweimaliger Conferencesieger (1998, 2016), 5-Facher Division-Sieger.

Das beste zum Schluss. Es geht um meine Atlanta Falcons. Mein Team seitdem ich mir mal ein Footballspiel für den Sega Megadrive gekauft habe und das mir auch in den Zeiten, in denen man in Deutschland kein NFL empfangen konnte am ehesten die Treue hielt. Ja, ich kann sagen, ich habe auch in dieser Zeit nicht all zu viel verpasst, denn in der Vergangenheit war Atlanta nicht wirklich eine große Nummer. Gegründet 1966 dauerte es bis 1978, bis man das erste mal in die Playoffs einzog, auch von 1982 bis 1991 war es dort eine saure Gurkenzeit. Erst mit dem neuen Stadion, dem Georgia Dome erreichten die Falcons Playofftechnisch so etwas wie Kontinuität.

Von daher waren auch die Dirty Birds in gewisser Hinsicht so etwas wie… Hannover 96. Sie waren da, aber es wäre auch niemandem aufgefallen, wenn es nicht so gewesen wäre. In meinem Fall brauchte es auch Computerspiele und fehlende Ahnung zu den Möglichkeiten anderer Vereine, um irgendwie bei den Falcons hängen zu bleiben. Dabei erreichten sie 1998 sogar den Superbowl, wo man allerdings den Broncos recht deutlich mit 34:19 unterlag. Obwohl das damals meine Zeit war und ich sicher damals auch traurig über den Ausgang des Spiels war, erinnere ich mich heute im Zusammenhang damit auch nur noch an einen Namen. John Elway. Und der war Quarterback der Broncos. Zugegeben, damals mochte ich auch die Broncos. Ich hatte schon immer ein Faible für Teams in orangen Trikots mit großer Ausnahme der holländischen Elftal. Broncos? Orange? Yeah, go for it.

So waren auch später für mich die Falcons immer so ein Fall von „Falcons? Find ich cool. Kenn da zwar keinen… ja, auch heute hätte ich Probleme, Spieler von Hannover 96 aufzuzählen. Ist der Slomka da noch Trainer?… meine Güte, verliere ich bei den Falcons schnell den Faden… zurück zu den Angry Birds. Da bekamen meine stets existierende Verbundenheit in der letzten Saison endlich Futter. Natürlich half es auch, dass endlich Football im Fernsehen übertragen wurde. Auch da dauerte es recht lange, bis mal ein Spiel der Falcons übertragen wurde. Aber da war er dann. Julio Jones. Der beste Wide Receiver der ganzen NFL. Diese unstopbare Maschine, von dem man sich einfach wünschte, mehr zu sehen. Speed, dazu unglaubliche Catches. Der Typ machte ernst. In der Saison 2015 erlief er 1871 (!) Yards. In der letzten waren es auch 1400, in der Saison davor fast 1600. Schon in seiner Rookiesaison kratzte er an den 1000, und 2013 war nur bei 580 Yards Schluss, weil er sich bereits nach 5 Spielen verletzte. Rechnet man das auf 16 Spiele hoch, hätten das ebenfalls um die 1850 Yards werden können. Für die kommende Saison kündigte er schon an, die 2000 Yards für möglich zu halten.

Die vielen Catches verdankt er seinem Quarterback Matt Ryan. „Matty Ice“ genannt, weil der Knabe einfach keine Nerven kannte. Sechs mal in Folge erzielte er für die Falcons mehr als 4000 Yards. In der letzten Saison trennten ihn sogar nur ganze 56 Yards von der 5000er Marke. Und nein, das Spiel war nicht immer nur ein stetes „Ryan auf Jones“. Da war auch noch der zweite Widereceiver Mohammed Sanu und Running Back Devona Freeman, welcher zwei Saisons in Folge 1000 Yards erreichte. Sein Backup Tevin Coleman kam ebenso auf 500 Yards.

Ja, was die Panthers in der Saison 2015 waren, waren meine Falcons in der Saison 2016. Eine offensive, unstoppbare Kampfmaschine. So erreichten sie scheinbar spielerisch den Superbowl, wo sie gegen Brady und die unbesiegbaren New England Patriots ran mussten. Und auch hier zeigten sich die Falcons unaufhaltbar. Bis weit ins vierte Quarter führten die Falcons überlegen mit 28-3. Dann… ich kann nicht sagen, was passiert ist. Irgendwie verdunkelte sich meine Wahrnehmung, meine Erinnerung. Der Superbowl war einfach nicht mehr existent. Ich öffnete meine Augen und wir hatten auf einmal März. Ein paar Patriotsfans behaupteten, Brady hätte die Nummer noch gedreht und in Overtime gewonnen. Ich halte das für Fake News. Aber ich kann auch nicht sagen, wie dieses Spiel ausgegangen ist. Wie als wenn Aliens das Spiel übernommen hatten, hat es diesen Superbowl einfach nicht gegeben und die Falcons warten weiter auf ihre erste Meisterschaft.

Wir sind also bei der nächsten Frage für die NFC South angekommen „Können sie es noch?“ In der Tat ist das Team zusammen geblieben. Es ist genau so gut wie vorher. Nur in der Abwehr kommen einige verletzte Spieler zurück und heben damit nochmal zusätzlich die Qualität des Teams. Nicht nur Vic Beasley, auch Ricardo Allen, Desmond Trufant, Dontari Poe oder Brooks Reed sind verdammt gute Abwehrspieler. Zudem haben sie im Draft mit Takkarist McKinley so eine Art Lukas Podolski für Arme verpflichtet, der in der Abwehr sicher zusätzlich stabilität geben wird.

Tak ist eh so ein Spieler, der das Herz eines Falcon-Fans höher schlagen lässt. Denn vermutlich ist Tak Dumm wie eine Nuss. Aber so eben auch erfrischend ehrlich. Jemand, der auf dem Feld urplötzlich zur Wildsau wird und wie ein gut trainierter Terrier nicht mehr von seinem Opfer ablässt, bis der letzte Pfiff ertönt ist. Beim Draft fiel er vor allem damit auf, dass er beim Draft ein gut ein Meter großes, eingerahmtes Bild seiner Großmutter in der Hand hielt und laut in die Kamera brüllend darauf hinwies, dass er seiner Großmutter am Totenbett versprochen hätte, dass er es in die NFL packt, 30 Sekunden später wäre sie gestorben… nur um dann immernoch mit dem Bild in der Hand noch hinterher zu brüllen „That means fucking everything form e – fine me later“. Eigentlich soll man das F-Wort ja nicht nutzen. Aber ach herje, er kommt halt aus Oakland. Wir wissen ja inzwischen, wie die Leute in Oakland so drauf sind.

Auch in späteren Interviews brachte Tak die Leute irgendwie zum Lachen. Er wurde z.B. auf eine Schulterverletzung aus College-Zeiten angesprochen. Er meinte nur, dass sein Doktor ihm was dazu gesagt hätte, er das aber nicht verstanden habe. Er habe nur verstanden, dass sein Doktor meinte, dass das alles ok wäre, dagegen gäbe es ne Salbe. Die Pressevertreter fielen derweil ins Leid.

Wie auch immer, die Falcons haben alle Waffen behalten um erneut die NFL umzukrempeln. Aber wie verkraftet man solch einen Superbowl? Wie verkraften sie es, dass sie ein Jahr lang eine Liga dominiert haben und sie für den Rest der Liga dennoch eine Lachnummer sind? Viele dichten ihnen bereits den Blues an, den Carolina bereits in der Vorsaison erleiden musste. Und tatsächlich haben sie eine wichtige Person verloren. Ausgerechnet ihren Offence Coordinator. Kyle Shanahan, das taktische Gehirn eben jener Offence ist nun neuer Head Coach der San Francisco 49ers (was Shanahans eigener Sohn mit einer Heulattacke und dem Ausspruch „But Dad, the 49ers suck“ kommentierte. ) Anderseits haben sie vielleicht auch etwas, was sie motivieren kann. Ein neues Stadion. Und es ist nicht nur irgend ein neues Stadion. Das neue Merzedes-Benz-Stadium ist ein atemberaubendes Werk moderner Architektur. Das Dach kann sich sternförmig öffnen darunter eine rund gehende Leinwand… gegen dieses Ding stinkt sogar die Allianzarena ab. Ich kann als Sportfan wirklich sagen – so etwas grandioses wie dieses Ding habe ich noch nicht gesehen. Und ich freue mich schon darauf, darin auch in der nächsten Saison meine Atlanta Falcons zu sehen. Möge es diesesmal klappen mit dem Superbowl. Denn noch einmal so etwas wie Superbowl 51 ertrage ich nicht…

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