Nach Spieltag 10 – NFL Saisonprognose Teil 4 (AFC West)

Und schon zeigt unsere NFL-Kompassnadel in die letzte Himmelsrichtung der AFC. Es wird Zeit für einen Blick in den Westen, wo die Aussicht auf kleinere und größere Enttäuschungen der AFC komplettiert werden. Tatsächlich sieht es in der AFC generell sehr trübe aus. Wie erwähnt qualifizieren sich sechs Vereine für die Playoffs. Aktuell haben gerade 6 Teams überhaupt eine positive Bilanz und wie erwähnt, wird sich das vermutlich bei den Bills auch noch ändern. Will niemand in die Playoffs?

Eine Frage, die man sich zumindest bei den Kansas City Chiefs noch nicht fragen muss. Denn mit 6 Siegen und 3 Niederlagen führen Sie die AFC West deutlich an. Das Verdanken Sie aber auch einer Frühform, um die es in der jüngeren Vergangenheit auf den ersten Blick auch schon geschehen ist. Die Chiefs starteten Furios in die Saison mit 5 Siegen und keiner einzigen Niederlage. Darunter einem sensationellen Sieg gegen die Pats und die Eagles. Gerade Quaterback Alex Smith zeigte unglaubliche Leistungen. Und kaum dass man den zuvor als langweilig und ersetzenswert titulierten Quarterback als MVP-Kandidat in den Topf warf, verkündete er auch schon trotzig, dass dies seine letzte Saison für Kansas würde. Als wäre das nicht genug, mit der lächerlichen Diskussion, dass die Bezeichnung „Chiefs“ ja rassistisch wäre und das Volk der Indianer diskriminieren würde verschwand scheinbar auch etwas der Spaß aus dem Chiefs Game. Die Erkenntnis wuchs, dass Kansas keine Übermannschaft ist und entsprechend setzte setzte es drei Niederlagen in den letzten vier Spielen. Doch der Schein trügt. Die Niederlagen lagen auch an einem Spielplan, der sich gewaschen hat. Diese drei Niederlagen setzte es gegen die Steelers, gegen die Raiders und gegen die Cowboys. Letztere beiden Auswärts. Wahrlich keine Schande.

In Wirklichkeit nämlich rennt vor allem ein Chief seine Gegner in Grund und Boden. Drittrundenpick Kareem Hunt war nicht nur gegen die Patriots gut aufgelegt, inzwischen hat der Rookie in 9 Spielen 800 Yards erlaufen. Den Rest erledigt Smith mit seinem Wurfarm, ganze 18 Mal flog einer seiner Pässe zum Touchdown, vor allem Tight End Travis Kelce mit 629 Yards und 5 Touchdowns sowie Tyreek Hill mit 617 yards und 4 Touchdowns sind da zu erwähnen. Kansas nennt die fünftbeste Offensive der Liga ihr Eigen, was auch Smith wiederum gut dastehen lässe. Quarterback-Rating 113,9. Das ist Sackstark, bedenkt man, dass zu diesen 18 Touchdowns aktuell gerade mal eine einzige Interception dazu kam. 2444 Wurfyards machen ihn zu Mister zuverlässig.

Eigentlich muss man sich da schon fragen, wieso es zu diesen drei Niederlagen kam. Bei diesen Statistiken hätte es gegen die Raiders und die Cowboys doch klappen können. Tja. Dummerweise haben die Chiefs auch die dritt schlechteste Abwehr und lässt pro Spiel 390 yards zu. Für die sonst so defensivstarken Chiefs höchst ungewöhnlich. Das ist eine Stelschraube, an der man für die Playoffs definitiv drehen muss. Aber dass sie diese als Divisionsieger erreichen werden, daran habe ich eigentlich gar keinen Zweifel. Die schweren Brocken haben sie hinter sich gelassen. Nun heißen die Gegner Giants, Buffalo, Jets, Daheim gegen Oakland und die Chargers sowie Miami und zum Abschluss dann zu den derzeit desolaten Broncos. Insgesamt vier Heimspiele. Daher lehne ich mich vermutlich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich davon ausgehe, dass die Chiefs in der Restsaison maximal ein Spiel noch verlieren. Meine Prognose entsprechend: 12:4.

Und damit kommen wir zu den zukünftigen Las Vegas Raiders. Beziehungsweise noch spielen sie ja in Oakland und ihre Good-Bye-Tour läuft bisher so lala. Obwohl im Vorfeld als Favorit gezählt, zeigt das bisherige Scorekonto vier Siege bei fünf Niederlagen an. Und am Sonntag geht es auch noch in Mexico gegen die Patriots. Um die zu besiegen braucht es derzeit ein kleines Wunder. Zugegeben, Oakland ist immernoch besser als es der Punktestand vermuten lässt. Oder sagen wir, dass das Potential für ein besseres Ergebnis weiterhin in ihnen schlummert. Aber ihr Spiel steht und fällt mit ihrem Quarterback David Carr. Der hatte sich zwischendurch für zwei Spiele verletzt und gleich gingen beide Spiele in die Binsen. Niederlagen gegen Denver und Baltimore machen sich da schon bemerkbar. Auch sonst vermisst Carr die Konstanz, auch in Buffallo oder zuhause gegen die Chargers sollte man seine Spiele gewinnen, will man in die Playoffs einziehen. Wenn Carr richtig gut drauf ist, gewinnen sie, doch aktuell ist nur jedes zweite Spiel von ihm gut. Auch die Defensive findet sich eben in den Statistiken bei 361 zugelassenen Yards pro Spiel eben auch nur auf Rang 26 wieder, die Offensive auf Rang 22. Vielleicht hat man sich auch einfach etwas zu sehr auf seine Runningbacks verlassen, doch Heimkehrer Marshawn Lynch und Jalen Richard sind bisher überhaupt kein Faktor. Nur 323 Yards für Lynch, sogar nur 193 für Richard. Das Problem scheint also entweder im Runblock der O-Line zu liegen oder an einem schlechten Coaching. Denn es ist Aufgabe der Coaches, das Potential aus ihren Spielern raus zu kitzeln. Betrachtet man nun den Schedule der Raiders, dann bleibt die Vermutung, dass dafür nicht mehr viel Zeit bleibt, will man die Playoffs noch erreichen. Nicht nur die Patriots stehen auf der Speisekarte, auch Kansas, Dallas und Philadelphia. Zudem ein Spiel bei den Chargers. Um in Form zu geraten, braucht es auf jeden Fall Erfolgserlebnisse und die sehe ich aktuell nicht kommen. Daher meine Prognose: 7-9

Moment mal, nach meiner Rechnung gibt es bisher immer noch kein Team, dass die Bills auf dem Weg in die Playoffs abfangen könnte. Sollte ich da etwa von den Chargers reden? Das Team um Philip Rivers steht aktuell bei 3 Siegen und 6 Niederlagen. Klingt nicht wirklich danach. Wobei die Saison gar nicht mal so schlecht läuft. Es bekommt nur keiner mit, weil die Chargers seit ihrem Umzug nach Los Angeles nicht einmal das Fußballstadion mit 25.000 Plätzen voll bekommt. Vielleicht ist das Team mit den teuersten Eintrittskarten der Liga im Bereich Marketing doch nicht sonderlich gut aufgestellt. Und dennoch, Los Angeles ist eine Mogelpackung. Sie starteten desaströs in die Saison mit vier Niederlagen am Stück. Dann gewannen sie auf einmal die drei Folgepartien, nur um jetzt wieder zwei Spiele in Folge zu verlieren. Allerdings hießen diese Gegner auch New England Patriots und Jacksonville, jeweils Auswärts. Und gerade das Jax-Spiel war am Ende denkbar knapp mit 20:17. So schlecht ist es um die Chargers also nicht bestellt. Die Nr. 13 im pass, Nr. 11 in der Passverteidigung, sobald der Ball durch die Luft geht, sieht es bei LA gut aus. Der Gegner darf den Ball nur nicht laufen wollen, 135.1 zugelassene Yards bedeutet dahingehend die rote Laterne für die Defensive. Solange Melvin Gordon aber seine 900 Yards aus Lauf und Run weiter erläuft und Keenen Allen seine 13,5 Yards im Schnitt erläuft, kann da was gehen. Jetzt geht es gegen Buffalo. Ein Spiel, das vielleicht in die Binsen geht, weil Philip Rivers die Woche nur beschränkt trainieren konnte und die Gefahr besteht, dass er zum ersten mal seit 2005 (1) ein Spiel verpasst. (Seit diesem Zeitraum spielt er auch schon für die Chargers, die kennen auf der Position eines Quarterbacks quasi gar niemand anderen). Aber spätestens danach kann was gehen. Dallas knabbert an der Elliot-sperre, Cleveland gewinnt sowieso nie, die Redskins sind nicht unbesiegbar und dann gibt’s auch noch ein Spiel gegen die Jets. Ja, die Chargers sind Mittelklasse. Aber als Mittelklasseteam gewinnt man eben auch mal gegen Teams, die wirklich schlecht sind. Der Schedule gäbe das her. So ist meine Prognose ein 8-8. Und damit sogar etwas besser als die Bills. Und somit ein Playoff-Kandidat, sofern die Broncos nicht noch eine bessere Serie abliefert.

Und das wird nicht geschehen. Eher friert die Hölle zu. Denn die Broncos haben inzwischen einen neuen Starting Quarterback, da ihnen die Leistungen von Trevor Siemian nicht gut genug waren. Statt ihrem Firstround-Pick des letzten Jahres, Paxton Lynch, haben sie sich aber für keinen geringeren entschieden denn … Brock Osweiler. Ja, die Brockwurst darf ran und hat in seinen ersten Spielen auch gleich mal gezeigt, dass er dem Können und der Spielweise eines Jay Cutler in nichts nachsteht. Der Quarterback, der in der Vorsaison nicht mal den Browns gut genug war spielt, als wäre ihm alles egal. Sein Einstand war ein Spiel gegen Philadelphia, dass er mit einem Quarterback-Rating von 53,4, zwei Interceptions, einer Passcompletion von von 50 % und diversen absoluten Harakiri-Würfen abschloss. Gegen Carson Wentz und seine Eagles gingen sie mit 51:23 unter. Die Woche drauf gab es gegen die schlechteste Abwehr der Liga immerhin eine Interception weniger, die Completion war mit 18 von 33 Würfen aber auch nicht viel besser. Und weil die schlechteste Abwehr der Liga immernoch den Patriots gehört, gingen die Broncos auch gegen Brady mit 41:16 unter. Auch die 21:0-Niederlage bei den Chargers sorgt bei den Denver-Fans für unglaubiges Kopfschütteln. Und diese Truppe hat vor zwei Jahren noch den Superbowl gewonnen?

Tatsächlich scheinen die Broncos mit der Saison schon sehr früh abgeschlossen zu haben. Aktuell 3 Siege bei 6 niederlagen trösten nicht darüber hinweg, dass die Broncos eigentlich ganz gut starteten, dann aber die letzten 5 Spiele in Folge verloren. Zwar gegen teils sehr namenhafte Gegner, aber eben auch gegen die Giants. Irgendetwas muss in der Bye-Week bei diesem Team passiert sein. Sie haben immer noch die viertbeste Abwehr der Liga. Und die Offensiv-Werte sind – vermutlich dank Trevor Siemian immer noch solides Mittelfeld. Aber sie spielen furchtbar. Vor allem beim Scoring klappt fast nichts, ihre third-down-completion liegt gerade mal bei 52/132, also etwa 40 %, bisher setzte es gerade mal 17 Touchdowns. Interessanterweise sind sie so unter Peyton Manning noch Superbowlsieger geworden. Aber mit Brock Osweiler und Trevor Siemian kommt nun eine Turnover-Ratio von -14 dazu. Was vor allem an den 10 Interceptions Siemians liegt. Nicht, dass Osweiler vermuten ließe, dass es dahingehend bald besser würde. So kann auch der Lauf über C.J. Anderson (536) yards oder die 569 Yards von Demaryius Thomas nicht darüber hinweg täuschen, dass sie ein Quarterbackproblem haben, dass ihnen letztendlich die Saison kosten wird. Und man kann rätseln. Setzen sie Lynch nur nicht ein, um ihn im Angesicht einer verlorenen Saison nicht zu verbrennen? Oder ist er wirklich nicht mal besser als Brock Osweiler? Entsprechend spannend werden die nächsten Spiele. Denn eigentlich sind die Gegner machbar. Bengals, Oakland, Miami, Jets, Colts… da wäre überall was drin, bevor es bei den Redskins und am Finale gegen Kansas dann wieder auf die Umme gibt. Doch wenn Brockweiler der Starter bleibt, lege ich mich dennoch fest. Das Saisonende für die Broncos lautet 7-9. Playoffs Ade.

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