Und schon fehlen nur noch zwei Ligen. Wir bleiben im Uhrzeigersinn und gehen in die NFC South. Und damit in die vielleicht spannendste Liga der ganzen NFL. Denn ganze drei Mannschaften kämpfen hier mit harten Bandagen um den Divisiontitel, wissen sie doch, dass sie trotz guter Resultate am Ende ganz blöd dastehen könnten.
Momentan an der Spitze sind die New Orleans Saints. Bedenkt man, wie jung das Team ist und vor allem, wie grottig noch im letzten Jahr die Abwehr war, bedenkt man, dass man im Draft und bei den Trades trotzdem das Augenmerk auf die Offensive gelegt hat, reibt man sich erstmal ein wenig die Augen. Sieben Siege und nur zwei Niederlagen? Wie geht das?
Der Witz ist, dass die Saints sogar mit zwei Niederlagen in die Saison starteten und jetzt seit 7 Spielen ungeschlagen sind. Immer wieder wiederholen Sie Vereinsinterne Rekorde, welche sie zuletzt in der Saison erspielten, in der sie den Superbowl geholt haben. Weswegen vor allem Zahlenmystiker, Abergläubige und Statistiker schon jetzt am liebsten den Namen Saints in den Sockel der Vince Lombardi Trophäe fräsen würden. Aber tatsächlich spielen die Saints bisher eine beeindruckende Saison. Ihr Sturm ist mit 402,4 Yards pro Spiel der zweitbeste der Liga. Wer nun denkt „klar, die haben Drew Brees als Quarterback, der wird mal wieder seine 5000 Yards pro Saison machen, wie immer“, wird beim Blick auf die Details überrascht feststellen, dass die Saints-Passoffensive „nur“ die fünftbeste ist. Es ist ihr Laufspiel, dass sie mit 142,2 Yards pro Spiel aufs Treppchen der Läufer packt. Und das obwohl sie noch während der Saison einen der besten seiner Zunft, Adrian Peterson nach Arizona ziehen ließen. Sie brauchen Peterson aber auch nicht wirklich, Powerhouse Mark Ingram läuft im Schnitt 4,7 Yards, hat so schon 672 Yards und damit 7 Touchdowns erlaufen. Rookie Alvin Kamara kommt ebenfalls schon auf 417 Yards und vier Touchdowns, packt damit sogar 6,5 Yards pro Versuch.
Und genau diese Zahlen machen es für den Gegner äußerst unangenehm, gegen die Saints zu spielen. Denn früher konnte man ja erwarten, dass Brees das Ding wirft. Jetzt muss man auch noch auf ein funktionierendes Laufspiel achten. Man merkt schon an Brees eigenen Statistiken, dass nicht mal er solch einen entspannten Arbeitstag gewohnt ist. 13 Touchdowns bei vier Interceptions vermutet man bei solchen Offensivstatistiken gar nicht. Ändert aber nichts daran, dass er weiterhin fast fehlerfrei spielt. Sein Durchschnittsrating liegt bei 104.0, die Completionrate bei 71,7 %, was aktuell noch der zweitbeste Wert seiner Karriere ist, sollte er den halten können. Nur 2011 hatte er eine Completion Rate von 71,2. Und trotz diesem Urlaubsfeeling hat er auch jetzt wieder fast 2400 Yards gesammelt.
Dass aber nun auch noch die Saints-Abwehr die 8t-Beste der Liga ist, machen die Saints wirklich zum harten Playoff-Kandidaten. Vor allem ihr Passrush funktioniert bestens und bringt sie dort in die Top 10. Dafür, dass man der Saintsabwehr früher eine große Unerfahrenheit nachsagte, sind das recht interessante Werte. Es erinnert allerdings auch ein wenig an die Falcons des letzten Jahres. Die Spieler dort waren gerade in der Abwehr blutjung und voll motiviert, bis es wirklich um etwas ging. Nämlich im Superbowl 51. Leider weiß niemand, was der jungen Abwehr dort passiert ist, da der Superbowl 51 bekanntlich nie stattgefunden hat, aber die Gefahr besteht natürlich, dass auch den Saints so etwas geschieht. Die Situation in der Liga ist nämlich trotz dieser beeindruckenden bisherigen Runde immer noch sehr eng. Und man muss auch sagen, dass sieben der letzten sechs Gegner auch nicht unbedingt große Nummern waren. Carolina besiegte man am dritten Spieltag, erst danach fand Carolina zur Form. Dann Miami, Detroit, ein Green Bay ohne Rodgers, Chicago, Tampa und Buffalo. Und genau da liegt nun auch das Problem der Saints. Die nächsten Gegner sind Washington, die Rams, nochmal Carolina sowie zweimal Atlanta. Das sind ganz andere Kaliber. Erst in diesen Spielen wird es sich zeigen, ob die Saints wirklich so gut sind, wie die Statistiken sagen oder ob sie einfach nur vom Shedule profitieren. Mein Tipp: 10-6.
Wenn wir schon von Form sprechen, dann sind wir bei Carolina genau richtig. Auch die Panthers haben Sieben Spiele gewonnen, da ihre Bye-Week aber noch bevor steht aktuell drei Niederlagen. Nachdem sie in der letzten Saison vollends vom Super Bowl Blues erfasst waren und eine unterirdische Saison spielten, scheinen sie sich inzwischen wieder gefangen zu haben. Und sind damit im Kampf um die Playoffs sehr ernst zu nehmen. Sie könnten vermutlich sogar noch besser da stehen, hätte es nicht eine völlig unerklärliche 17-3-Niederlage in Chicago gegeben. Sonst aber ist vor allem die Abwehr der Panthers in der Saison eine Klasse für sich. Die klare Nr. 1, nur 278 Yards pro Spiel lassen die Jungs um Luke Kuechly zu. Vierter im Passrush, zweiter in der Laufverteidigung… man muss sich schon wirklich anstrengen, um an den Panthern vorbei zu kommen.
In der Offensive hingegen holt etwas überraschend die Laufabteilung bisher noch die Kohlen aus dem Feuer. Mit 127,6 Yards pro Spiel sind sie hier die siebtbeste Attacke. Das verwundert etwas, haben sie doch ihren eitlen Superhelden da vorne stehen. Cam Newton. Der verrückte Hutmacher hatte bisher tatsächlich noch eine unscheinbare Saison, ein Quarterback Rating von 83 ist nicht die Welt, 14 Touchdowns stehen erschreckende 11 Interceptions gegenüber. Vor allem die Spiele gegen die Saints und Philly, die beide auch verloren gingen, waren erschreckend. Gegen die Saints gabs keinen Touchdown, dafür drei Interceptions und ein Rating von 43,8, gegen Philly lief es nicht viel besser, auch hier landete der Ball dreimal beim Gegner und das Rating von 48,5 war zum weglaufen. Ebenso gegen Chicago. Zwei Interceptions, 54,9 Rating… auch das Spiel ging bekanntlich verloren und damit wird auch klar – das Spiel der Panthers steht und fällt mir ihrem Quarterback. Ist er lausig, ist es der Rest auch. Zum Vergleich, die Panthers konnten in diesem Jahr als eins der wenigen Teams den aktuellen Meister aus Boston besiegen. Gegen die Patriots hatte Newton wohl Lust zu spielen und ging mit einem 130.8er Rating vom Platz. Aber wie das nun mal so ist mit der Form. Seit Chicago ging es bei Newton stetig Bergauf. Und beim 45-21 gegen Miami zeigte Newton bereits wieder was er kann. 4 Touchdowns, ein Rating von 120,4. Scheinbar wird Cam Newton wieder die Scoring Machine, die wir aus 2015 kennen. Da schon ein lausiger Newton für 7 Siege gut war, darf man in Carolina also allen Grund haben, sich auf das Restprogramm zu freuen. Da warten die Jets, zudem kommen Green Bay und Tampa zu besuch. Es ist also durchaus möglich, dass noch der ein oder andere Sieg hinzu kommt. Es kommt zwar auch zum Topspiel daheim gegen Minnesota sowie einer weiten Partie Auswärts bei den Saints und Atlanta, aber gegen die Topteams sah man in dieser Saison eigentlich immer gut aus. Auch das Spiel gegen Philly war knapp. Daher meine Prognose: 11-5.
Jetzt hatte ich es schon über junge Wilde, über eine ansteigende Form und auch über den Super Bowl Blues. Fast zwangsweise muss es ja jetzt also über meine Atlanta Falcons gehen. Und ja, die Falcons haben diese Niederlage im Superbowl alles andere als gut verkraftet. Sie stehen zwar mit 5 Siegen und 4 Niederlagen aktuell solide da, aber gerade zu Beginn war ihre Form wirklich beklagenswert. Im Foxborough waren sie gegen Brady und Co chancenlos, gegen Miami führten sie 17:0 und verloren gegen Jay Cutler. Julio Jones lässt Bälle fallen, die er in der Vorsaison noch mit der Unterhose gefangen hätte. Matt Ryan hat schon 8 Interceptions geworden. Dazu viele unnötige Strafen. Sie haben immer noch den 8t-besten Sturm der Liga, aber im Vergleich zur letzten Saison sind die Zahlen nicht wirklich zufriedenstellend. Das einzige, was wirklich besser geworden ist, ist ihre Defence, die inzwischen die siebtbeste der Liga darstellt. Und dennoch, die Playoffs sind in akuter Gefahr. Eigentlich merkwürdig, sowas zu sagen, wenn man eigentlich offensiv wie defensiv in den Top 10 ist.
Tatsächlich liegt es mit daran, dass die Falcons langsam ihre Playoff-Form wieder erreichen. Matt „Matty Ice“ Ryan hat inzwischen ein Quarterbackrating von 93,9 erreicht. In den letzten vier Spielen kein Rating unter 95. Zudem nur noch drei Interceptions in fünf Spielen. Klingt eigentlich, als könne man sich in Atlanta noch Hoffnungen auf die Playoffs machen. Allerdings, so surreal es dabei klingt, in schlechter Form haben sie die ersten drei Spiele gewonnen, seitdem es aber aufwärts geht, gingen vier der letzten Sechs Spiele verloren. Erst letzte Woche könnte es einen Wendepunkt gegeben haben. Das Spiel gegen Dallas war von der Dominanz der Falken geprägt. Die 8 Sacks und zwei Fumblerecoverys gegen Prescott habe ich ja schon erwähnt, aber auch Ryan zeigte sich so, wie man ihn kennt. Tatsächlich war es die Art und Weise, wie gegen Dallas gewonnen wurde, die irgendwie ein gutes Gefühl hinterließ. Solche Spiele können eine Initialzündung sein. Doch genau deswegen ist das nächste Spiel vielleicht das wichtigste der Saison. All die positiven Erkenntnisse können wie eine Seifenblase zerplatzen, wenn sie das nächste Spiel nun wieder verlieren. Und dazu geht es ausgerechnet nach Seattle zu den Seahawks, ins lauteste Stadion der Liga. Schwerer hätte es fast nicht werden können. Doch wenn diese Hürde genommen wird, könnte da tatsächlich was gehen. Die schweren Gegner aus Minnesota, Carolina und die Saints hat man alle zuhause, ganze 5 der letzten sieben Spiele sind zuhause. Und Auswärts geht es nach Seattle auch „nur“ nach Tampa Bay. Bedenkt man jetzt noch, dass Seattle jüngst ihren Abwehrstar Richard Sherman wegen einem Achillessehnenriss verloren haben, haben die Falcons tatsächlich eine realistische Chance, die Saison noch zu retten. Anderseits, es sind eben die Falcons. Jeder weiß inzwischen, dass die Bezeichnung „Gewinnerteam“ nicht für Atlanta erfunden wurde. Mein Tipp daher schweren Herzens: 9-7.
Aber ich sollte mich nicht grämen, es könnte schlimmer sein. Ich könnte Fan der Tampa Bay Buccaneers sein. Die hatten ja in dem Jahr sogar die Ehre, Ziel der Doku „Hard Knocks“ zu sein. Und irgendwie schienen sich alle einig, dieses Tampa Bay ist scheiße gut. Die kommen in die Playoffs. Vor allem ihr Superquarterback Jameis Winston wird endlich seine viel zu hohe Fehlerquote einstellen und richtige Entscheidungen treffen, das wird ihn zu einem Weltstar machen.
Gelächter. Ja, die Tampa Bay Buccaneers haben die drittbeste Passoffensive. Pro Spiel fliegt der Ball 262,4 Yards durch die Luft, was bisher für 15 Touchdowns gut war. Aber Winstons Spiel ist dennoch grenzwertig. Er hatte zwei gute Spiele gegen die Giants und gegen Buffallo. Vor allem aber die Spiele gegen Arizona, die Saints und vor allem gegen Carolina waren Grütze. Vor allem gegen Carolina kam er mit keinem Touchdown, zwei Interceptions und einem Fumble Loss daher, was ein Rating von 49,2 bedeutete. Das letzte Spiel fehlte er nun wegen einer kaputten Schulter und sein Ersatz Ryan Fitzpatrick hat gleich mal für den ersten Sieg nach 5 Niederlagen in Folge gesorgt. Wenngleich Fitzi auch nicht gerade gut spielte und der 15-10-Erfolg gegen die Jets auch denkbar knapp ausfiel.
Tatsächlich ist aber die Defensive das eigentliche Sorgenkind. Was allerdings vor allem daran liegt, dass ihr halbes Backfield verletzungsbedingt ausgefallen ist. Die Secondary war gar nicht groß genug, um die Ausfälle irgendwie zu kompensieren und so sind sie gegen den Pass das viertschlechteste Team der Liga. Da verwundert es nicht, dass eine Menge der vielen Niederlagen auch mit mehr als 30 Punkten endete. Dennoch, der ach so gehypte Geheimfavorit dürfte so manchen enttäuscht haben, der den Prophezeihungen geglaubt hat, bei Tampa könne es sich um einen ernsthaften Playoff-Kandidaten handeln. Wenn man nun betrachtet, dass sie nun auch nur noch drei Heimspiele haben und die u.a. gegen Atlanta und die Saints ist auch nicht zu erwarten, dass sich das noch groß ändert. Aber immerhin, es geht auch noch einmal gegen Jay Cutler. So ist meine Prognose ein 5-11.