Nach Spieltag 10 – NFL Saisonprognose Teil 8 (NFC West)

Somit sind wir am Ende meiner Prognosenreise durch die NFL angekommen. Und auch heute erwartet euch eine sehr ausgeglichene, spannende Liga. Wir besuchen die NFC West.

Und ähnlich wie im Süden haben wir dort eine Mannschaft an der Spitze, die sicher nicht jeder dort vermutet hätte. Schon sieben Siege gegenüber nur zwei Niederlagen bringen sie klar auf Playoff-Kurs. Noch in der letzten Saison war die Leistung der LA Rams freundlich ausgedrückt „überschaubar“. Wer weiß, vielleicht war es der „Hard Knocks“-Fluch, den dieses Jahr ja auch Tampa über sich ergehen lassen muss. Aber nach dem Umzug von St. Louis nach Los Angeles lief dort erstmal nicht viel zusammen. Zwar scheint die Bevölkerung von Los Angeles auch heutzutage noch nicht mitbekommen zu haben, dass sie derzeit ein erfolgreiches American-Football Team in der Stadt haben, aber zumindest die Spieler scheinen sich inzwischen aklimatisiert zu haben und aktuell läuft es wirklich großartig. Ihr neuer Head Coach Sean McVay ist der jüngste Coach der Liga, doch er scheint so eine Art Julian Nagelsmann der NFL zu sein. So hat er unter anderem aus dem First-Round-Draft des letzten Jahr, Quarterback Jared Goff, den manche schon als Fehlgriff vermuteten einen wirklichen Anführer gemacht.

Dessen Leistungen sind – mit einer Ausnahme, dem schlimmen Spiel gegen Seattle, bisher wirklich überragend gewesen. Und er wird mit jedem Spiel besser. Die beiden Spiele nach der Bye-Week hatte er ein Quarterback Rating von 146,8 und 125,4, warf insgesamt sieben Touchdowns und wurde nur zweimal Gesacked. Zwar hießen die Gegner da Giants und Texans, aber auch sonst sind seine Werte richtig gut. 16 Touchdowns bei nur 4 Interceptions, ein Durschschnittswert von 101,5. Und das für einen Fast-Rookie. Einsame Klasse.

Und McVay hat eine weitere Person wieder zu richtigen Topleistungen motiviert. Running Back Todd Gurley hatte nach seiner ersten, rekordverdächtigen Saison im Jahr 2016 ebenso einen Durchhänger wie der Rest des Rams-Team. Doch jetzt brilliert er mit 754 erlaufenen Yards und 7 Touchdowns. Diese 4,4 Yards pro Versuch machen ihn zum viertbesten Läufer der ganzen Liga. Letztendlich verwundert es da nicht, dass die Rams-Offensive die drittbeste der ganzen Liga ist. 3500 Yards bisher, 388,9 pro Spiel. Dazu haben sie auch noch die 9t-Beste Passverteidigung der Liga.

Es gilt hier allerdings auch das, was schon ein wenig für die Saints galt – der Schedule dürfte diese Zahlen bisher noch etwas korrigieren. Ja, Spiele gegen Jacksonville oder Dallas muss man erstmal gewinnen. Aber gegen Seattle verlor man und alle anderen Vereine waren wieder die Größenordnung „Colts“, „San Francisco“ oder eben die Giants. Ein paar dicke Brocken kommen noch. Zunächst geht’s zu den Vikings, dann empfängt man noch die Saints und Philadelphia, ebenso steht eine Reise nach Tennessee an. Ganz so schadlos werden sich vermutlich auch die Rams nicht halten können. Meine Prognose: 11-5

Ziehen damit am Ende etwa die Seattle Seahawks noch an den Rams vorbei und holen sich den Division-Sieg? Vielleicht… eher nicht. Denn auch den Seahawks gehen langsam die Abwehrspieler aus. Safety Richard Sherman riss sich im letzten Spiel bereits die Achillesverse, jetzt hat es auch noch Kam Chancellor erwischt. Die beiden Safetys fehlen also ausgerechnet vor einem Spiel gegen die Atlanta Falcons. Michael Bennett, Earl Thomas, Eddie Lacy, Doug Baldwin und Russel Wilson selbst sind auch leicht angeschlagen, konnten aber trainieren. Das sind so ziemlich alle Top-Player der Hawks. Nun wäre auch eine Niederlage gegen Atlanta sicher kein Beinbruch, denn auch die Seahawks stehen aktuell mit 7 Siegen bei zwei Niederlagen hervorragend da. Aber es hat dennoch etwas von einem Lauf gegen die Zeit. Es kommt auf die Secondary an. Und wenn die so talentiert ist wie zum Beispiel bei den Cowbowys kann da ne Menge schief laufen.

Es ist ja nicht so, als hätte der älteste Coach der NFL, Pete Caroll in der Saison nicht schon genug zu tun gehabt. Am Anfang war die O-Line Seattles so unfassbar schlecht, dass man sich schon nach dem Snap Sorgen um die Gesundheit Russels machen musste. Dass es mit den Siegen dennoch klappte, lag auch an einer ganzen Serie von Broken Plays, die letztendlich aber nur zeigten, welche Weltklasse Russel Wilson besitzt. Tatsächlich hat er bisher 19 Touchdowns geworfen, insgesamt den Ball für 2543 Yards durch die Luft befördert. Insgesamt werden in Sachen Passyards die Seahawks nur noch von den Patriots geschlagen. Aber er ist mit 290 Yards ist Wilson gleichzeitig auch ihr bester Running Back. Und da krankt es. Die Attacke ist die siebtbeste der Liga, doch im Running Play schaffen sie nur 100,7 Yards per Spiel, was Rang 22 bedeutet. Kein Wunder, dass auch Wilson sich langsam mit kleinen Zimperleins herum schlagen muss.

Und dann führen sie eine weitere Tabelle an, die niemand anführen will. Strafen. 94 Strafen in der bisherigen Saison kosteten die Seahawks bereits satte 780 Yards. Das ist zwar nichts neues, schon 2013 haben sie diese Tabelle angeführt. Nur hatten sie damals eine Defense, mit der sie letztendlich dann auch den Superbowl gewinnen konnten. Die steht inzwischen größtenteils auf der Injury Liste. Und es kommen nun Gegner, gegen die sie diese Defensivspieler wirklich gebrauchen könnte. Atlanta, Philadelphia, Jacksonville, Rams und dann noch eine Reise nach Dallas, zu einem Zeitpunkt, wo Ekeziel Elliot seine Strafe frisch abgesessen haben dürfte. Wenngleich vier dieser Spiele Heimspiele sind, Wilson wird nicht all diese Spiele alleine gewinnen können. Aber zumindest ein paar davon. Meine Prognose für die Seahawks: 10-6

Und wenn wir es schon von Verletzungssorgen haben, willkommen bei den Arizona Cardinals. Hier hat sich nach Philip Rivers nun schon der zweite Quarterback verletzt und diejenigen, die Blane Gabbert noch aus seiner Zeit aus San Francisco kennen, werden wissen, dass ihnen da wahrlich keine rosige Zukunft bevor steht. Schon jetzt stehen die Cardinals mit vier Siegen und fünf Niederlagen da. Und gerade, weil so viele Konkurrenten so gut unterwegs sind, weiß man im Grunde auch, dass die Saison gelaufen ist. Mit Playoff ist da nicht mehr viel. Und es ist ja nicht nur Carson Palmer, der ihnen fehlt. Eigentlich spielt dort ja der beste Running Back der Liga. Doch David Johnson hat sich schon in der Preseason so schwer verletzt, dass schnell klar war, dass er in diesem Jahr nicht mehr spielen wird.

Sein Ersatz ist nicht minder namenhaft. Von den Saints getradet, hat Adrian Peterson nun den Auftrag, das Laufspiel in die Wege zu leiten. Aber 343 Yards, bzw. 3,6 Yards pro Spielzug zeigen eher, warum die Saints damit einverstanden waren, ihn abzugeben. Der Laufangriff der Cardinals wird nur noch von den Bengals unterboten. Es verwundert also nicht, dass bei den Cardinals alles über den Pass geht. Dafür haben sie auch einen der besten Wide Receiver im Team, Larry Fitzgerald hat inzwischen wieder 677 Yards auf dem Konto. Auch dank ihm sind die Cardinals die viertbeste Passoffensive. Doch was nutzt ein gutes Passspiel, wenn der Quarterback inzwischen Gabbert heißt. Dazu kommt noch eine ziemlich bescheidene Passverteidigung. Nein, aktuell gibt es eigentlich nichts, was den Cardinals-Fans irgendwie gute Laune machen könnte. Und dazu gehört auch der Shedule. Jacksonville, Rams, Titans, Redskinns, Seahawks. Das sind nicht die Gegner, die man sich wünscht. Aber immerhin, es geht auch noch nach Houston und daheim gegen die Giants ran. Am Ende wird es vermutlich so eine Saison, die man in zwei Jahren schon lägst wieder vergessen hat. Mein Tipp: 7-9

Und he, am Ende könnte man auch noch 49er sein. Die ständen vermutlich jetzt schon bei 0 Siegen und 10 Niederlagen, hätten sie nicht das Glück gehabt, letzte Woche gegen die Giants zu spielen. Aber auch 1 zu 9 klingt alles andere als rosig. Es ist eine gute Frage, ob sich das Headcoach Kyle Shanahan so vorgestellt hatte, als er als Offense Coordinator des Superbowl-Halbzeit-Siegers Atlanta nach San Francisco umzog. Als sein kleiner Sohn von seiner Entscheidung erfuhr, hat dieser bitterlich zu weinen begonnen mit dem Satz „But Dad, the 49ers suck!“ Der Junge hat es gewusst und spätestens jetzt weiß Shanahan es auch. Dabei kann er gar nicht mal so viel machen, denn in San Francisco wird schon seit so vielen Jahren im Management schlecht gearbeitet, dass auch Shanahan aus Scheiße kein Gold machen konnte. Die eigentliche Frage wird da sein, ob das Management endlich einem Coach das Vertrauen über eine Saison lang ausspricht oder sie ihn wegen der Ergebnisse wie all seine Vorgänger gleich wieder feuern. Wie gesagt, ein 1-9 ist kein Wunder. Aber auch nicht gerade Eigenwerbung.

Aber was will man auch machen, wenn der Quarterback Brian Hoyer heißt. Korrekt, man bencht ihn. Seit fünf Spieltagen hält nun C.J. Beathard das Zepter. Und zumindest gegen die Giants spielte er gut. Aber das tut jeder und daher sollte sein Quarterback-Rating von 123,4 nicht darüber hinweg täuschen, dass die vier vorherigen Spiele schlimme Grütze waren. Natürlich gibt es Lichtblicke. Piere Garcon und Marquise Goodwinn haben beide bisher 500 yards erspielt und Running Back Carlos Hyde kann auch schon auf 594 Yards und 4 Touchdowns zurück blicken. Aber all das langt in der Liga eben nur zum Mittelfeld. Und wenn man dann die 5t-schlechteste Abwehr der Liga hat und die zweit schlechteste Laufverteidigung der Liga sein eigen nennt, dann ist es eben schwierig, mit einem mittelmäßigen Angriff das Ruder noch umzureißen.

Vielleicht kann ihre neuste Verpflichtung ja noch was verbessern. Kurz vor Toreschluss verpflichteten sie Bradys offiziellen Nachfolger bei den Patriots, Jimmy Garopolo. Und der hat zumindest vom besten gelernt. Entsprechend haben alle nun Hoffnungen, dass es wenigstens in Zukunft etwas besser klappt mit den Angriffen. Eine riskante Hoffnung, bedenkt man, dass man im Grunde eben jenen Garoppolo nie wirklich hat spielen gesehen. Als er damals bei Bradys Deflate-Gate-Sperre ran durfte, hatte er sich nach zwei Spielen gleich mal verletzt und musste Jacoby Brissett das Feld überlassen. Sollte Garoppolo aber eben jener Heilsbringer für die Goldsucher sein, dann hat er interessante Gegner, um das zu beweisen. Daheim gegen Seattle, dann gegen die Bears, Houston und auch die Titans sind zumindest Gegner, gegen die es knapp werden könnte, bevor zum Saisonende Jacksonville und die Rams noch einmal über dieses Fallobst walzen darf. Meine Prognose: 3-13

Und damit endet auch schon meine NFL-Prognose. Ich hoffe, ihr hattet etwas Spaß beim lesen, ich freue mich natürlich über ein paar Kommentare dazu.

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