Die 90ste Verleihung der Oscars sind Geschichte. Wie erwartet wurde Shape of Water mit insgesamt vier Oskars, so auch in der Kategorie „Bester Film“ der große Gewinner des Abends. Das ist für mich aber noch lange kein Grund, die noch nicht gesehenen Nominees für best Picture auszulassen. Daher war ich nun auch in Steven Spielbergs Film „Die Verlegerin.“ War das ein Film, der besser war als der letztendliche Winner? Ihr erfahrt es nach dieser SPOILERWARNUNG.
Soviel kann man sagen, im Vergleich zu den bisher gesehenen Filme in der Best-Picture-Kategorie fällt „The Post“, wie der Film mit Meryl Streep und Tom Hanks zumindest nicht zurück, auch das Niveau dieses Filmes war recht hoch. Warum Streep nun ihre inzwischen 21ste Nominierung für die beste weibliche Hauptrolle erhalten hat, verstehe ich zwar nicht so ganz, aber da diese Kategorie von Frances McDormand für ihre Rolle in Three Billboards outside Ebbing, Missouri gewonnen wurde, kann einem das an der Stelle auch erstmal egal sein.
Woran sich der Film letztendlich eh noch am ehesten messen muss, ist der Oscar-Best-Picture-Gewinner von 2016, Spotlight. In beiden Fällen ging es um Enthüllungen der Zeitungsbranche. Und da gewinnt Spotlight, da dieser noch mehr zeigte, wie sehr das Thema der Ermittlungen das Team innerlich zerfraß. Bei „Die Verlegerin“ ging es im Grunde „nur“ um die sogenannten Pentagon-Papiere. Das waren Dokumente, die von Daniel Ellsberg, einem Mitarbeiter für das Verteididungsministeriums während des Vietnam-Kriegs geleaked wurden und an die New York Times und eben jene im Film Beschriebene Washington Post weiter geleitet wurden. Die Zeitungen mussten sich zeitweise mit einstweiligen Verfügungen der Regierung unter Präsident Nixon herumschlagen, welche die Veröffentlichungen untersagten und somit ein staatliches Element der Pressezensur darstellten. Dagegen wurde natürlich gerichtlich angegangen und der oberste Gerichtshof der USA gab letztendlich der Presse recht, welche dies – scheinbar auch heute noch – als wichtigen Erfolg feiert.
Mit Blick auf den aktuellen US-Präsidenten und dessen stetem Kampf gegen die amerikanischen Medien erscheint das erscheinen und die Best-Picture-Nominierung natürlich gar nicht mehr so zufällig. Und auch die Besetzung von Meryl Streep als Verlegerin Katharine „Kay“ Graham nicht, wurde diese doch noch im letzten Jahr von Donald Trump offiziell als „Overrated“ beschimpft. Und auch die Besetzung von Tom Hanks als Chefredakteur Ben Bradlee ist nicht so zufällig wie man denkt. So war Ben Bradlee nicht nur der Chefredakteur der Washington Post während eben jener im Film thematisierter Pentagon-Papers, die Washington Post steckte auch hinter den journalistischen Ermittlungen des danach erschienenen Watergate-Skandals, welcher Präsident Nixon das Amt kostete. Damals mit verantwortlicher Reporter der Post war ein Mann namens Mark Felt, welcher die Filmrechte seiner Geschichte kurz vor seinem Ableben an keinen geringeren als eben jenen Tom Hanks.
So ist höchstwahrscheinlich Sinn dieses Filmes vor allem eins – Politik machen. Vermutlich lässt der Film deswegen auch aus, dass die Veröffentlichung der streng geheimen Dokumente auch innerhalb der Zeitungsindustrie damals stark umstritten war. Im Film erwähnen sie die vielen Zeitungen, die die Times und die Post in ihrem Tun gegen die Regierung unterstützt haben, sie erwähnen aber nicht, dass ihnen viele Zeitungen ob des offenen Geheimnisverrates auch Hochmut, Dekadenz und Sensationsgier vorgeworfen hatten. Stattdessen scheint der Film eher daran interessiert, Kay Graham als mutige, starke Frau zu zeichnen, die sich in einer harten, von Männern dominierten Welt durchsetzen kann. Sprich, die #metoo-Bewegung durfte sich durch den Film auch nochmal gebauchpinselt fühlen.
Versucht man den Film allerdings ohne all dieses spezielle Hintergrundwissen zu sehen, versucht man ihn als den Historienfilm zu sehen, der er sein soll, ist er immer noch ein sehr guter Film. Der Anfang plätschert noch ein wenig vor sich hin, gewinnt aber schnell an Fahrt und Streep wie Hanks spielen offensichtlich Rollen, die ihnen sehr liegen. Der Film zeichnet sehr schön die Geschichte rund um Verantwortungen, sei es gegenüber der eigenen Firma und der Familie oder gegenüber Staat und Bürger. Auch fühlt man sich vom Film durchaus erfolgreich in die Zeit der Ende der 60er Jahre zurück versetzt. Zudem weiß auch Bob Odenkirk in Rolle des Reporters und Kontaktmanns zu Ellsberg, Ben Bagdikian durchaus zu gefallen. Ob sich durch diesen Film und die Oskar-Nominierung nun der aktuelle Präsident in irgendeiner Weise bedroht fühlen muss, darf dennoch bezweifelt werden. Aber die Presse-Lobby kann sich mit diesem Film zunächst einmal selbst feiern und kann sich auch über einen ordentlichen Überschuss der Einnahmen an den Kinokassen freuen. Wer braucht da schon einen Oskar. Viel wichtiger ist da doch die Bewertung auf Dannimax.de. Und sieht man davon ab, dass der Film manchmal mit seiner Message ein wenig zu sehr das Kamel durchs Nadelöhr treiben wollte, kann ich der „Verlegerin“ nicht viel Vorwerfen. Und so gibt es letztendlich 5 von 6 Oskars.