Wie schon im letzten Blog erwähnt, ist Ende Juni für die Region zwischen Trier und Luxemburg eine sehr Spannende. Wenn der Feierfreudige, einigermaßen in Form gekommen, von Luxemburg zurückkommt, findet er dann nämlich am darauf folgenden Wochenende das Trierer Altstadtfest vor. Das mag nicht wie Luxemburg mit einem großen Feuerwerk auftrumpfen und hat auch keine top gestylten Typen an Bierständen, die auf die aktuellen Clubsounds ihres persönlichen Straßen-DJs abtanzen, aber ist dennoch ähnlich Bühnenfreudig und ähnlich überlaufen. Dieses Jahr sollen an drei Tagen erneut 100.000 Menschen zu Gast in Triers Innenstadt gegeben haben.
Für mich war Sonntag der Tag, an dem ich mir den Trouble mal genauer anschauen wollte. Hauptsächlich, weil ein Freund von mir als Sänger im Zuge eines Auftritts der Modern Music School auf der Bühne stand. Und den hätte ich dabei fast verpasst. Sein Auftritt war um 12:30 auf einer riesigen Bühne direkt vor der Porta Nigra, dem seit 2000 Jahren berühmten Wahrzeichen der ältesten Stadt Deutschlands. Irgendwie hatte ich mir 12 Uhr eingeprägt und war entsprechend zeitig los gefahren, nur um festzustellen, dass die Wege in die Stadt wegen des Zeitgleich statt findenden Trierer Stadtlaufes gesperrt war. Während ich also quasi in die entgegengesetzte Richtung fuhr, passierte ich dafür einen Großteil der 3800 Läufer, die daran teilnahmen. Darunter auch einige der Trierer Stampers in voller American Footballausrüstung samt Helm. Überall in der Stadt wurden die Läufer dabei kräftig angefordert. Nicht nur in der Innenstadt, sondern auch überall sonst, wo dieser bunte Lindwurm die Straßen überquerte. Einmal sah ich sogar einen Drummer, der sein komplettes Drumset aufgebaut hatte und mit seinen Kumpels so für schlagkräftige Unterstützung sorgte.
Es dürfte dem Lampenfieber meines Kumpels nicht gerade entgegen kommen sein, dass an eben jener Bühne vor der Porta auch der Zielbereich der Marathonläufer war sowie auch die Siegerehrung stattfand. Entsprechend gut besucht war sein Auftritt. Und wie das so mit Musikschülern ist, sie lernen ihr Handwerk noch und manche von ihnen auch noch gar nicht so lange. Da passt dann eben auch nicht immer alles. Doch sieht man mal von einigen Patzern bei den Gitarrenspielern ab, war das doch ein sehr gelungener Auftritt. Vor allem die Teenagerband „Curves and Edges“ wusste mit überragender Stimme sehr wohl zu überzeugen.
Ein wenig später fand an der Bühne dann auch ein Projekt der Quadropole statt. (Das ist eine Partnerschaft zwischen den Vier großen Städten der Region, Trier, Saarbrücken, Luxemburg und Metz in Frankreich. Jede Stadt sendete dabei einen Künstler, der für eine Stunde auftreten sollte. Den Anfang machte Saarbrücken, welche den Rapper Tiavo ins Feld schickte. Ich hatte den Saarbrücker und seine Trierer Band zufällig schon drei Tage vorher in Luxemburg auf einer Bühne gesehen und seine Qualität war der Grund, warum ich dort einen Großteil des Fackelzuges verpasste. Entsprechend gerne schaute ich ihn mir ein zweites Mal an. Und die große Bühne machte den Auftritt nochmal ein wenig besser. Man erfuhr sogar ein wenig etwas über ihn, dass er z.B. schon einen Fernsehauftritt in der Show „Zirkus Halligalli“ hatte und seit ein paar Jahren schon als Band unterwegs ist und so langsam ein wenig „oben“ anklopft. Als Zeugnis seines Talents – am Ende durfte er eine Zugabe geben. Das ist bei einer Straßenband auf einem Festival alles andere als Selbstverständlich.
Ein paar Takte der Luxemburger Band hatten wir später auch noch mitbekommen. Go by Brooks blieb jedoch weniger in Erinnerung. Es war zwar keine Coverband, vor allem keine, die – wie man das von solchen Straßenfesten kennt – sich irgendwann mal das Handbuch „Lieder, die sie unbedingt auf einem Straßenfest covern müssen, um bloß einer größtmöglichen breiten Masse zu gefallen!“ zulegte, um die 8 Milliardste Aufführung von Melissa Etheridge „Like the way i do“ zu trällern, aber alles, woran ich mich erinnerte, war, dass sie etwas älter wirkten.
Dieser Segen des Vergessens hätte ich mir dafür für Triers Band gewünscht. Ich habe mich schon gewundert. „Vandermeer?“ Weeeer? Von denen hab ich ja noch nie gehört.“ Ach, wärs nur dabei geblieben. Es ist schon ein wenig schade anzusehen, dass es Städte gibt, die solche Auftritte ernst nehmen und Tiavo vermitteln und es für die Heimband dann nur zu einer Band passt, die es nicht mal hin bekommen, ihre Gitarren richtig zu stimmen, die eine Sängerin haben, die mit ihrer irgendwie kaputt klingenden, zigarettenbeschädigten Stimme nicht mehr als 5 unterschiedliche Noten hin bekommt und auch nicht in der Lage ist, mit der Stimme ein wenig zu spielen und mal lautere oder leisere Momente in den Song rein zu bringen und die zu allem Überfluss auch noch ein so ödes und inspiriertes Composing präsentierten, dass letztendlich uns nichts anderes mehr übrig blieb als die Flucht von der Porta Nigra.
Man muss aber auch sagen, dass die wirklichen Trierer Berühmtheiten traditionell als Topact den Sonntag Abend für sich in Anspruch nehmen. Das ist zum einen das Trierer Original Helmut Leyendecker und seine Leyendecker Bloas. Helmut Leyendecker ist eine lebende Trierer Legende, er ist quasi die platt sprechende Stimme des Volkes und verkörpert wie niemand anderes das Trierer Lebensgefühl. Jeder kennt ihn und jeder hat ihn schon einmal live spielen sehen. Eine Rampensau, der mit seiner Band berühmte Rockklassiker covert und neu vertextet – auf Trierer Platt.
Und Parallel findet auf einer anderen Bühne der Auftritt des Trierer Entertainmentmonsters schlechthin statt. Guildo Horn. Der Mann, der den Eurovision in Deutschland mit seinem „Guildo hat euch lieb“ berühmt gemacht hat, gibt sich zweimal im jahr in Trier die Ehre und zeigt, dass man auch noch den übelsten und hassenswertesten Schlager ertragen kann, wenn man dabei nur so einer Type zusieht, wie er auf der Bühne einfach alles gibt und so mit seiner Band, den orthopädischen Strumpfhosen für so manchen WTF-Moment sorgt.
In dem Jahr weilte ich aber bei keinem der beiden. Denn im Irish Pub erwartete mich stattdessen ein Pubquiz. Ein Event, der jeden Sonntag dort statt findet und den ich das erste mal besucht hatte – und wohl nun regelmäßiger besuchen werde, denn es ist ein gutes Gefühl, gleich beim ersten mal dabei geholfen haben, das Team „Zwieback Unicorns“ zu ihrem allerersten Sieg überhaupt verholfen zu haben. 😉 Die Fachgebiete Sport, Musik, Erdkunde und Royals waren überraschend nützlich an dem Abend. ^^ Vor allem, als beim Bilderrätsel „Tempelanlagen“ mit Name und Stadt gefragt wurden und dann ein Blatt mit Fußballstadien herum gereicht wurde. Ich erkenne doch tatsächlich das inzwischen längst abgerissene Gelsenkirchener Parkstadion aus der Vogelperspektive. ^^ auch auf das wiedererkennen der Anfield Road oder dem Guiseppe Meazza-Stadion bin ich schon ein wenig stolz.
Kommen wir aber nochmal zurück zum Quadropolenauftritt Luxemburgs. Denn schon am Montag ging es für mich schon wieder über die Moselbrücken ins Nachbarland. Denn Luxemburg hat nicht nur ein gutes Stadtfest, sie sind auch Konzerttechnisch sehr interessant. So stand an diesem Tag ein Konzert einer meiner Lieblingsbands statt – der Metalband „Alter Bridge“
Ich gebe dazu, es war eine spontane Entscheidung, mir Alter Bridge erneut anzusehen. Ich war sie im November in Berlin in der Columbiahalle schon gucken und habe mich seitdem geärgert. Denn die Akkustik in der Columbiahalle war eine Katastrophe. Es war so laut und vor allem die Leadgitarre so übersteuert, dass man den Sänger kaum verstand, es war eigentlich nur ein schrilles Scheppern zu vernehmen und so kam dort überhaupt keine Stimmung bei mir auf. Dass der Leadsänger Myles Kennedy das Berliner Publikum mit einem „Ist always nice to be here in Switzerland“ belohnte, machte die Sache nicht besser.
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Aber wie es eben manchmal so geht, eine SMS eines Kumpels „komm doch mit“ und das wissen, dass dies sein erstes Alter Bridge Konzert war und er die Band noch viel mehr vergötterte als ich es tat, ließ mich doch erweichen – da wollte ich dabei sein. So ging es in „The Box.“ Das ist die krachneue Messehalle in Luxemburg. Tatsächlich war Alter Bridge sogar das aller erste Konzert überhaupt in dieser Halle. Auf der einen Seite kaufte man also die Katze im Sack, da man nicht sagen konnte, ob die Akkustik in dieser Halle besser wäre als in der Columbiahalle. Auf der anderen Seite… ich hatte bereits beim Luxemburger Stadtfest direkt vor der Box geparkt. Die Anfahrt war ein Traum. Die Ausfahrt zum Parkplatz ist gerade mal 300 Meter von der Autobahn entfernt, das Parkleitsystem sagte etwas frühzeitig „full“, so fuhren wir einmal rechts, einmal links und hatten freie Wahl bei diversen Parkplätzen in diesem riesigen Industriegebiet.
Wir erreichten den Innenraum der neuen Halle mit den Klängen der ersten Vorband, „My own ghost“ Eine Alternative-Rockband aus Luxemburg. Die trällerten dort ihre eigenen Lieder und wir kamen so in Kontakt mit Sängerin Julie Rodesch. Ein kleines, kompaktes ultimatives Powerpaket! Die konnte kraftvoll genauso gut aufs Parkett zaubern wie hohe gefühlvolle Töne. Ich fühlte mich durchaus an Bands wie Nightwish erinnert. Und stellte fest, dass Julie genau das war, was Harmke von der Meer von Vandermeer nicht war. Und dass sie genau diesen Erinnerungsfaktor hatte, den die Luxemburger mit Go by Brooks nicht hatten. Aber naja. Dies war Alter Bridge und nicht ein popeliges trierer Stadtfest im Nachmittagsprogramm. Und wir haben ja schon gelernt, dass der gemeine Luxemburger durchaus die Veranlagung zu unverschämt kostspieligem Gigantismus hat. My own ghost kann auf jeden Fall von sich sagen, eine mehr als würdige Band gewesen zu sein, um die ersten Noten in die Box zu bringen.
Aber Alter Bridge wäre nicht Alter Bridge, wenn sie nicht noch eine zweite Vorband aus den USA mitgebracht hätten. Noch ein wenig härter wurde es mit „Red Sun Rising“. Wirklich bekannt waren sie mir nicht, nur ein zwei Lieder kamen mir irgendwoher bekannt vor. Tatsächlich haben die beiden Songs „The Otherside“ und „Emotionless“ in den Jahren 2015 und 2016 die Mainstream Rock Charts angeführt. Doch das wirklich erinnerungswürdige dieser Band ist ihr Frontmann Mike Protich. Man stelle sich vor, Dave Grohl wäre komplett verrückt geworden… dann hat man Mike Protich. Eine unfassbare Bühnenpräsenz, wie ein Dirigent kommandierte er Publikum wie jegliche Musik um sich herum, zudem ist er vollends aus sich raus gegangen und wie ein Derwisch über die Bühne geflogen. Dazu ein gerade zu irrer Blick. Ja, auch Red Sun Rising waren eine würdige Vorband, um das eigentliche Konzert zu einem wirklich guten werden zu lassen.
Und das wurde es auch. Sicher, der Auftritt von Alter Bridge war nicht perfekt. Myles Kennedy wirkte irgendwie nicht ganz nüchtern. Wobei das bei ihm eigentlich immer so ist. Aber jede Note saß und wer die Songs des 47-jährigen Frontmanns der Band, die zu drei vierteln einmal aus der Band „Creed“ bestand kennt, der weiß, wie unfassbar schwer diese Songs zu singen sind. Und auch bei den gefühlten Patzern beim Gitarrenspiel war ich irgendwann nicht mehr sicher, ob die nicht sogar auf die Kerbe von Marc Tremonti ging, einer der wohl besten Rockgitarristen dieser Epoche. Und tatsächlich war bis knapp zur Mitte des Konzertes ebenfalls dieses Scheppern zu vernehmen, dass schon das Konzert in Berlin ruiniert hatte.
Aber Luxemburg wäre nicht Luxemburg, wenn sie nicht einen hohen Etat für Perfektion ausgegeben hätten. Kaum, dass die Band zu ihrer Ballade „Watch over you“ überging, war der Sound on the spot. Auch war der Sound nicht so laut gedreht wie noch in Berlin. Und auf einmal machte es wieder Spaß. Ich konnte wieder auf Songs wie „Blackbird“, „Metallingus“ oder „Ghost of days gone by“ mitgehen. Dabei dachte ich, ich hätte mich einfach an ihnen Satt gehört, aber da war er wieder, dieser Funke.
Gerade das Finale war dann nochmal sehr schön. Marc Tremonti bat zunächst seine Frau auf die Bühne und ließ ihr vom Luxemburger Publikum ein Geburtstagsständchen singen (sie zeigte sich wenig begeistert von dieser Aktion), dann bemerkte Myles Richard Bass, so Kennedys eigentlicher Name einen Fan in der ersten Reihe, der die ganze Show bereits eifrig und talentiert mitgesungen hatte. So bat er „Fabian“ auf die Bühne und ließ ihn den kompletten Song „Rise again“ singen. Eine vermutlich nicht komplett zufällige Aktion, aber für Fabian dennoch ein riesen Ding, der sein Glück kaum fassen konnte. Und tatsächlich war Fabian ein richtig guter Sänger. Er hatte wegen Alter Bridge mit dem Singen angefangen. Und ja, er darf ruhig weiter machen.
Für uns hieß es aber dann Ende. Das Konzert endete und Alter Bridge warf eine Armada an Sticks, Black Drums und sogar ihre Setlisten ins Publikum als Andenken. Und auch wir waren selig. Nicht nur, weil das Konzert rundum gelungen war, sondern auch, weil wir sage und schreibe 5 Minuten nach verlassen der Halle schon wieder auf der Autobahn angekommen waren und so gänzlich staufrei ein Konzert mit ein paar tausend Zuschauern verlassen konnten. Wer Luxemburgs erbärmliche Straßensituation kennt, weiß, wie ungewöhnlich das ist.
Nur etwa eine halbe Stunde später waren wir dann schon wieder zurück in Trier. Wissend, dass es am Dienstag schon wieder los geht, wenn in der Uefacup-Qualifikation zur partie Glasgow Rangers vs. Progress Niedercorn geht und deswegen das Luxemburger Stadion Josy Barthel aufgesucht wird. Ich kann jedoch nicht sagen, ob das auch ein Blog sein wird oder es vielleicht von „Ollis Corner“ beschrieben wird, der gerne auch mal auf www.dannimax.de mitbloggen will. Ich für meinen Teil habe nun erstmal drei Wochen Pause, da das Projekt „Yaquiriencon“ das Bloggen vermutlich nicht zulassen wird. Ich hoffe, dass ihr mir aber dennoch die Treue haltet, wenn ich dann ende Juli wieder von mir hören lasse. Bis dahin euch ein schönes Wochenende.
Euer Dannimax