Who is Who in der NFL – Episode 2: Die NFC East

Vier NFL-Teams haben wir bereits kennen gelernt, hier kommen vier weitere. Wir bleiben dabei in der Ostdivision und gehen diesemal in die NFC East. Dort erwarten uns die New York Giants, die Philadelphia Eagles, die Washington Redskins und die Dallas Cowbowys. Wir haben beim letzten mal im Metlife Stadium aufgehört, heute fangen wir in eben jenem Stadion an. Und beschäftigen uns erstmal mit den New York Giants.

Teamname: New York Giants
Farben: Blau, Rot, Weiß und Grau
Stadt: East Rutherford, New York
Spielort: Metlife Stadium (82500 Plätze)
Erfolge: 4-maliger Superbowlsieger (1986, 1990, 2007, 2011), 11-maliger Conference-Sieger, 16-Facher Division-Sieger

Es geht zum dritten mal nach New York. Wir haben zunächst die graue Maus der Bills kennen gelernt und dann die fürchterliche Loosertruppe der Jets. Da es in einer Metropole wie New York aber ausreichend Leute gibt, die auch gerne mal erfolgreichen Football sehen will, gibt es noch die Big Blue Wrecking Crew. Ein wahrer Traditionsverein, der seine Anfänge bereits 1925 nahm und seitdem der Stadt New York treu geblieben ist. Hier spielte bis vor kurzem unter anderem noch der einzige deutsche Spieler, der jemals einen Touchdown erzielt hat. Blocker Markus Kuhn. Inzwischen ist auch er als gelegentlicher Moderator bei Pro Sieben Maxx angekommen. Doch auch ohne Kuhn sind die Giants eine aktuell ziemlich erfolgreiche Truppe.

Vor allem in der jüngsten Vergangenheit haben sie sich zu einer Art Nemesis der New England Patriots entwickelt. In den Jahren 2007 und 2011 standen sie im Superbowl und trafen dort auf die Patriots. Gerade 2007 gelang ihnen dabei ein Husarenstück. Die Pats hatten zuvor die „Perfect Season“, soll heißen: 16 Siege von 16 möglichen Siegen und auch in den Playoffs logischerweise eine weiße Weste. Diese behielten sie bis genau 29 Sekunden vor Spielschluss. Dann fing der krasse Aussenseiter in Form von Plaxico Burress einen Ball zum 17:14 in der Endzone und sorgte so für die große Sensation. Vier Jahre später hieß das Duell im Superbowl wieder Giants vs. Patriots. Für das Team aus Boston die perfekte Gelegenheit, Rache zu nehmen. Und damit sah es gut aus… bis 57 Sekunden vor Spielende. Ahmad Bradshaw, Touchdown, 21:17 Giants. Und die Pats stehen vor einem Nervenzusammenbruch. Tatsächlich haben die Pats in den letzten 20 Jahren 7 mal den Superbowl erreicht und nur zweimal diesen dann verloren. Stets gegen die Jints.

Quarterback damals wie heute ist Eli Manning, der jüngere Bruder des kürzlich zurückgetretenen Rekordspieler Payton Manning. Und auch wenn Eli meist etwas Schlafmützig wirkt, zeugen die beiden Ernennungen zum Superbowl MVP, dass er seine Nerven durchaus im Griff hat. Doch das Prunkstück der Giants ist traditionell ihre Abwehr. Leute wie Jason Pierre-Paul oder Dominique Rodgers-Cromartie wissen ziemlich genau, wie man hinten den „Kasten“ sauber hält. Und dann haben sie ja auch noch eine ganz besondere Waffe vorne drin. OBJ. Odell Beckham Junior. Nicht nur berühnt dafür, bereits in seinen jungen Jahren zu den drei besten Wide Receivern der ganzen Liga zu gehören, er ist auch bekannt für „The Catch“. In einem Spiel gegen die Cowboys fängt er einen unmöglich fangbaren Ball in Rücklage mit einer Hand und erzielt im Fallen noch einen Touchdown damit. Ein so spektakulärer Fang, dass er auch drei Jahre danach weltweit als Werbevideo für diese Sportart genutzt wird. Auch in Deutschland ist OBJ einer DER Werbeträger des Sports. Mit den Giants wird man also auch in dieser Saison rechnen müssen. Wenngleich ihre Liga deutlich ausgeglichener ist. Unter anderem auch wegen….

Teamname: Dallas Cowboys
Farben: Blau, Silber, Weiß
Stadt: Arlington, Dallas, Texas
Spielort: AT&T Stadium (108.713 Plätze!)
Erfolge: 5 maliger Superbowlchampion (1971, 1977, 1992, 1993, 199), 10-Facher Conference-Sieger, 22-Facher Division-Sieger.

Ja, die Amerikaner haben es nicht ganz so mit der Geografie. Das American Team hat nicht wirklich etwas mit dem Osten Amerikas zu tun. Aber wen stört es schon, Dallas ist eins der Teams, die schon große Geschichte geschrieben haben und gegen einen Gegner, der seine Heimspiele in einem Stadion mit mehr als 100.000 Plätzen austrägt, spielt man doch gerne. Die großen Zeiten der Cowboys waren wohl die 70er und die 90er. Mit dem Karriere-Ende von Quarterback-Legende Troy Aikman sank der Stern dann ein wenig. Und mit dem Karriereende eines der besten Running Backs aller Zeiten Emmitt Smith scheinten die Cowbowys ein wenig bedeutungslos vor sich hin zu dümpeln. Aber vor allem in der letzten Saison haben die Cowboys den Glanz alter Tage mit einer erstaunlich jungen Truppe wieder herstellen können.

Besonders erwähnen muss man dabei zwei Personen. Zum einen ihren neuen Quarterback Dak Prescott. Der erlebte in der letzten Saison eine kleine Cinderella-Story. Der Etatmäßige Quarterback war Tony Romo. Dieser hatte sich allerdings bereits in der vorherigen Saison gleich zweimal verletzt und da man keinen adequaten Ersatz für ihn fand, erlebten die Cowboys eine fürchterliche Saison mit nur vier Siegen und 13 Niederlagen. Zum Trainingsstart zeigte sich Romo nun zunächst „etwas“ übergewichtig und verletzte sich bereits in der Vorbereitung erneut schwer. Die Cowbowys warfen nun auf ihre Reserven einen genauen Blick. Und irgendwie schien von diesen Leuten auch keiner so wirklich besserung zu versprechen bis auf… ja, da war eben Dak. Ein Rookie in der ersten Saison, frisch vom Collage. Gerade mal an 135er Stelle, also in Runde 4 gedraftet. Eine potentielle Nr. 4 im Kader, einer derjenigen, die man nur nicht vor die Tür setzt, weil sie günstig sind. Doch sie da. Dak war ein geborener Anführer, er hatte Talent, er war gut. An ihm war kein Vorbeikommen. Und so führte er bald die Cowbowys in die Saison… und führte sie auch weiter, als Romo wieder gesundete. Tatsächlich führte er sie bis in die Playoffs, wo ihnen in einem herzzerreichenden Spiel eine Sekunde vor Schluss der Sieg noch von den Green Bay Packers entrissen wurde.

In der neuen Saison wird Dak die Cowbowys wieder in die Saison führen. Sein Kontrahent Tony Romo ist gleich in Ruhestand gegangen. Und man rechnet dem Cinderella-Man äußerst gute Chancen ein. Auch, weil er jemanden an der Seite hat, der diese Erinnerungen an Emmitt Smith wieder aufleben lässt. Ein weiterer Rookie, frisch vom College. Das hat „Big E“ Ekeziel Elliot aber nicht daran gehindert, gleich in seiner ersten Saison satte 1631 Yards zu erlaufen. Unglaubliche 16 Touchdowns standen auf dem Konto des „Erstsemesters“. Aber auch auf anderen Positionen hat Dak Prescott wahre Waffen zur Verfügung. Kurzpass? Kein Ding, Tight End Jason Witten gehört mit Sicherheit zu den besten 5 Tight Ends der ganzen NFL. Und für die langen Dinger gibt es dann auch noch Dez Bryant, dessen Form nach der Katastrophensaison 2015 wieder deutlich nach oben zeigt. An der Seite findet sich zudem noch Proballer Cole Beasley. Und auch erwähnen muss man noch einen Abwehrspieler namens Mark Nzeocha. Eins der großen Opfer des „Cut Days“, wo sich die Teams von bis zu 30 Spielern trennen muss, weil der Kader auf 53 Leute reduziert werden muss. Nzeocha wurde nun erst in den 53er Kader aufgenommen, dann tags drauf gefeuert, um so einen Spieler von Außerhalb ins Team aufzunehmen. Dann einen Tag später wieder eingestellt und in das sogenannte „Practice Squad“ aufgenommen. In Hoffenheim hätte man das „Trainingsgruppe 2“ genannt. Spielen darf der 27-jährige Deutsche aus dem bayrischen Ansbach nun eine Saison nicht. Sondern nur trainieren. Diese Karriere wird sich Nzeocha auch etwas anders vorgestellt haben.

Teamname: Washington Redskins
Farben: Burgunderrot, Gold, Weiß
Stadt: Landover, Washington, Maryland
Spielort: FedEx Field, (80.116 Plätze)
Erfolge: 3 maliger Superbowlsieger (1982, 1987, 1991), 5-Maliger Conference-Sieger, 14-Facher Division Sieger

Zurück in den richtigen Osten. Und zurück in die Hauptstadt der USA. Hier spielen die Washington Redskins. Noch… keine Sorge, die Redskins werden Washington sicher nicht so schnell verlassen, immerhin spielen sie dort seit 1937. Doch aktuell stecken die „Rothäute“ in einer „Mohrenkopf-Debatte“. Tatsächlich hat sich eine Initiative gebildet, die den Skins vorwerfen, einen rassistischen Namen zu benutzen. Heute würde ja niemand mehr Redskins zu Indianern sagen. Während diese Initiative ein Herzblut an den Tag legt, dass militante Veganer in Ehrfurcht versinken lässt, übt sich das Management vermutlich derweil an Facepalms.

Zumindest sportlich schreiben die Skins aber auch seit längerer Zeit keine besonders aufregende Geschichte mehr. Ihre Marke ist weltweit immer noch eins der Bekanntesten und in Sachen Merchandising machen die Redskins ihre Sache richtig. Dennoch gehören sie zu den Mannschaften, die immer ein wenig unter dem Radar durchlaufen. Mal erreichen sie die Playoffs, mal nicht. Hier und da gewinnen sie auch mal ihre Division, aber spätestens in den Playoffs sind sie dann meistens eins der Teams, die den wirklich großen Favoriten einfach kein Bein stellen kann. Auch in der neuen Saison hat Washington einen ziemlich guten Kader am Start. Quarterback Kirk Cousins gehört vielleicht nicht zu den besten Quarterbacks der Liga, aber definitiv zu den am besten bezahlten. Die Widereceiver Jamison Crowder oder Terrelle Pryor sind alle effektive Waffen und auch Tight End Jordan Reed hat sich in der Vergangenheit einen Namen gemacht. Dazu kommt einer der besten und dreckigsten Abwehrspieler der Liga. Cornerback Josh Norman ist nicht nur ein Trashtalker par Excellence. Er liefert auch. Dennoch wird Washington vermutlich auch in dieser Saison irgendwie unter dem Radar durchlaufen. Weil man von ihnen einfach nichts erwartet. Und solange die Redskins alle zwei drei Jahre mal die Playoffs erreichen, nur um dann direkt wieder raus zu fliegen, wird sich das auch nicht ändern.

Teamname: Philadelphia Eagles
Farben: Grün, Weiß, Silber
Stadt: Philadelphia, Pennsylvania
Spielort: Lincoln Financial Field (69.176 Plätze)
Erfolge: 3-Facher Conference-Sieger, 13-Facher Divisions-Sieger.

Fly, Eagles, Fly. So feuern die Fans in Philly ihre Eagles gerne an. Wenn sie die Eagles denn überhaupt feiern. Tatsächlich hat Philadelphia ein wenig den Ruf, die schlechtesten Fans der Liga zu haben. Das Lincoln Financial Field ist dabei nicht etwa schlecht besucht. Die Fans kommen, und das schon seit 1944. In der Tat scheinen die Philadelphier großes Vergnügen daran zu haben, ihr eigenes Team beim kleinsten Fehler mies zu machen und wie Waldorf & Stattler das Beste aus ihrem teuren Logenplatz zu machen. Ja, sie sind treu, loyal und enthusiastisch. Aber wehe, es schneit. Und wehe man spielt gegen den Erzfeind aus Dallas. Schon 1968 machten sie durch den Santa Claus Incident auf sich aufmerksam, als sie einen Weihnachtsmann mit Schneebällen zuschmissen, 1989 wiederholten die schlecht gelaunten Fans das mit einem Hagel von Schneebällen auf das Team der Cowboys. Als ihnen der Schnee ausging, machten sie dann mit schweren Gegenständen und Bechern weiter. Einige Jahre später schoss ein Fan aus Protest gegen die Schlechte Leistung sogar im Stadion eine Signalpistole ab. Und als einmal Dallas Wide Receiver Michael Irvin eine schwere Kopfverletzung erlitt, war das für einen großteil der Philly-Fans Anlass genug, dies frenetisch abzufeiern.

Man muss auch gestehen – viel Grund zur Freude liefern die Eagles ihren Fans eher selten. Sie mögen in den letzten 20 Jahren Sieben mal Divisionsieger geworden sein, aber den Superbowl erreichte man nur einmal, 2004. Da ging es dann dummerweise gegen die Patriots. Es gibt in der Regel mehr schlechte Spiele denn gute bei den Eagles. Ein wenig als Heilsbringer sehen sie dabei ihren jungen Quarterback Carson Wentz. Letztes Jahr als Rookie überzeugte er bald mit einigermaßen guten Leistungen… was in Philly schon viel wert ist. So wird er auch in dieser Saison Philadelphia aufs Feld führen und man hofft, dass der Nr. 2 Pick beim Draft nun auch einmal die Playoffs erreicht. Die großen Stars fehlen in Philadelphia jedoch. Einzig Tight End Zack Ertz hat sich inzwischen seine Meriten verdient. Doch sonst ist weder Angriff noch Verteidigung etwas Besonderes. In der Vorbereitung haben sie immerhin zwei Spiele gewonnen. Aber auch nur gegen Buffalo und Miami. Und Miami hat… Jay Cutler… Es könnte eine Vorschau auf die kommende Saison sein, die vermutlich auch irgendwie mittelmäßig wird. In Philly formen sie deswegen schon mal die ersten Schneebälle.

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